Nach drei Jahren Planungsarbeiten hat die Basler Chemische Industrie (BCI) ein Sanie-rungsprojekt eingereicht, das in keiner Form dem heutigen Stand der Technik für Arbeitssicher-heit und Umweltschutz bei der Sanierung von Altlasten entspricht. Die von den Organisationen des Collectif Bonfol (CB) beauftragten Experten kommen in ihrem Gutachten zum Schluss, dass es zu gefährlich wäre, die Sondermülldeponie Bonfol (Ju) gemäss vorliegendem Projekt zu sanie-ren. Auch sämtliche Experten der Vollzugsbehörden, des Kantons Jura, übten harte Kritik am BCI-Projekt, wie bis anhin unveröffentlichte behördeninterne Dokumente belegen. Die Spitzenvertreter der Umweltorganisationen und Gewerkschaften forderten deshalb heute an einer Pressekonferenz den Rücktritt der BCI-Projektleitung und die Einsetzung einer unabhängigen Projektorganisation auf Kosten der Chemie.(*)

Basel. Nach mehr als drei jähriger Planungsarbeit haben die Firmen der Basler Chemischen Industrie BCI (No-vartis, Roche, Syngenta, Ciba SC, Clariant, SF-Chem, Henkel, Rohner) der Jurassischen Vollzugsbehör-de ein Sanierungsprojekt zur Bewilligung eingereicht, das schlichtweg untauglich ist. Die Experten des Collectif Bonfol, das sich seit Anbeginn für eine saubere, sichere und möglichst schnelle Totalsanierung einsetzt, kommen in ihrem umfangreichen Gutachten zum Schluss, dass es «zu gefährlich wäre, das vor-liegende Sanierungsprojekt zu verwirklichen. Das BCI-Projekt entspricht in keiner Weise dem heutigen Stand der Sanierungstechnik für Altlasten». Bis anhin unveröffentlichte behördeninterne Dokumente bele-gen, dass auch die vom Kanton Jura eingesetzten Experten die Kritik am vorliegenden Projekt der BCI untermauern und die Einschätzung der Collectif Bonfol-Fachleute somit bestätigen (siehe www.greenpeace.ch).

Bisher hat die BCI stets behauptet, der Chemiemüll hätte den lehmigen Untergrund der Deponie nur wenig angegriffen. Doch dieser ist so massiv zerfressen und belastet, dass ein Durchbruch giftiger Chemikalien ins Grundwasser von Tag zu Tag wahrscheinlicher ist. Dies macht die Totalsanierung umso dringlicher. Den ausgebaggerten Chemiemüll will die BCI trotz der abgelagerten Explosivstoffe tel quel durch den Schredder lassen – ungeachtet der akuten Explosionsgefahr, die aus Sicht des Arbeiterschutzes untragbar ist. Für die BCI ist auch eine Abluftreinigung unnötig. Doch die Collectif Bonfol-Experten haben herausgefunden, dass dies gegen die Luftreinhalteverordnung verstösst und dabei die Grenzwerte für krebsfördernde Substanzen überschritten werden. Auch das Überdachungskonzept taugt nichts: die gi-gantische Halle auf dem Deponierand droht abzusacken.

Wie der Vergleich mit dem grössten Sanierungs-Projekt Deponie Kölliken (AG) zeigt, ist die Altlastensa-nierung nicht eine Frage der Machbarkeit, sondern eine Frage der Umsetzung. Alain Fousseret spricht im Namen des gesamten Collectif Bonfol: «Der BCI scheint es an Willen zur Umsetzung einer sauberen Alt-lastensanierung zu mangeln. So kann man nicht arbeiten. Wir fordern von der BCI deshalb die sofortige Abgabe der Projektführung und die Einsetzung einer unabhängigen Projektorganisation.» Philippe Riat vom WWF Jura doppelt nach: «Was die BCI vorgelegt hat ist kein Sanierungsprojekt, sondern bestenfalls eine Sammlung von vagen Konzeptideen – und ein Armutszeugnis für die gesamte Basler Chemische Industrie.» Roman Habka, Leiter der Sektion Pro Natura Westschweiz, betont: «Die Mängel im Vorgehen der BCI sind zu gravierend – dass wird Folgen haben müssen.» Stefan Füglister, stv. Geschäftsleiter von Greenpeace Schweiz, stellt klar: «Die BCI muss die Konsequenzen für ihr Handeln tragen – sowohl finanziell wie auch personell.» Zudem hat die BCI mehrmals gedroht, die Sanierungskosten nicht mehr voll zu übernehmen – entgegen ihrer anfänglichen Versprechungen. Damit setzt sie die Gemeinde Bonfol, die schweizerischen und französischen Behörden sowie die Öffentlichkeit weiter unter Druck. Hans Schäppi, Zentralsekretär der Gewerkschaft GBI: «Ebenso wenig wie die BCI auf Kosten der Arbeitersicherheit, des Gesundheits- und Umweltschutzes sparen darf, darf sie den Kanton Jura unter Druck setzen, ein solch fehlerhaftes Projekt zu akzeptieren.»

(*) gemeinsame Pressemeldung von Pro Natura, GBI, Greenpeace, WWF, Les Verts

Kontakt:

Jean-Louis Walther, Experte CB: 079 240 42 60

Martin Forter, Experte CB: 061 691 55 83

Hans Schäppi, GBI: 079 361 99 23

Matthias Wüthrich, Greenpeace: 01 447 41 31

Roman Habka, Sécret. romand ProNatura: 024 425 03 72

Alain Fousseret, Cons. rég. Franche-Comté: +33-684 980 601