Seit heute morgen, 6:50 Uhr, rollt erstmals nach vier Jahren wieder ein Atomtransport aus Frankreich nach Deutschland. Unter massivem Polizeiaufgebot verliess ein Zug der französischen Bahngesellschaft SNCF mit sechs Castorbehältern den Bahnhof im französischen Valognes, um 85 Tonnen Atommüll zur Zwischenlagerung in das niedersächsische Gorleben zu bringen. Seit Sonntag Abend protestierten Greenpeace-Aktivisten auf den Schienen und vor dem Eingangstor gegen die Wiederaufnahme der Atomtransporte zwischen Deutschland und Frankreich. Auf einem Transparent stand: «Keine Atomtransporte nirgendwohin». Auf französisch war zu lesen: «Les dÈchets nuclÈaires sont dangereux pour longtemps, longtemps, longtemps – Arretons le train nuclÈaire!» (Atommüll ist gefährlich für lange, lange, lange Zeit – Lasst uns den Atomzug stoppen). Kurz vor Ausfahrt des Zuges wurden die Umweltschützer von der Polizei geräumt.

Valognes. Sven Teske, Greenpeace Energieexperte: «Das Atommüllkarussell zwischen Deutschland und Frankreich dreht sich wieder. Mit dem Gorleben-Transport bekommen die deutschen Atomkraftwerksbetreiber grünes Licht für neü Atommüllfuhren in die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague. Für jeden Behälter, der heute nach Gorleben rollt, gehen allein in diesem Jahr rund sieben Behälter wieder nach Frankreich. Deutschland ist damit wieder Mittäter bei einem der grössten Umweltverbrechen unserer Zeit.»Mit dem Gorleben-Transport erfüllt die rot-grüne Bundesregierung die Bedingung Frankreichs dafür, dass in Zukunft wieder neuer Atommüll aus Deutschland in die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague geliefert werden darf. Noch in diesem Jahr wollen die Betreiber der Atomkraftwerke Philippsburg, Stade, Grafenrheinfeld und Biblis zusammen 40 Behälter mit Atommüll nach La Hague liefern.Teske: «Mit Zustimmung des grünen Umweltministers Trittin kippen die Stromkonzerne den Franzosen tonnenweise neuen Atommüll vor die Füsse. Gleichzeitig sagt die Bundesregierung, genau das dürfe Deutschland aus nationaler Verantwortung heraus nicht tun. Das ist reine Heuchelei.» Der Castor-Transport nach Gorleben in Niedersachsen wird voraussichtlich heute Nacht gegen 23:00 die Grenze nach Deutschland passieren. Im Laufe des Dienstags soll er im niedersächsischen Dannenberg eintreffen und von dort auf Schwerlasttransportern zum Zwischenlager Gorleben gebracht werden.