Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz fordert, dass fünf alte deutsche Atomkraftwerke abgeschaltet werden, weil sie einem Terrorangriff aus der Luft nicht standhalten würden. Greenpeace stellt fest, dass die drei ältesten schweizerischen Reaktoren Beznau-1, Beznau-2 und Mühleberg ähnlich gebaut sind wie die gefährlichen deutschen Atommeiler und die selben Schwachstellen aufweisen. Die optimistische Einschätzung der Schweizer Behörden, Schweizer AKW seien nicht gefährdet, ist vor diesem Hintergrund unhaltbar. Greenpeace formuliert deshalb die Abschaltregel Nummer 1: Terroranfällige Atomkraftwerke abschalten, bevor es andere tun!

Zürich. Nach den Flugzeugattacken auf das World Trade Center drängte sich sofort die Frage auf, ob Atomreaktoranlagen gleichartigen Angriffen widerstehen würden. In allen atomenergienutzenden Ländern wurden entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Zu scheinbar optimistischen Schlüssen kam die schweizerische Sicherheitsbehörde HSK (Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen). Im Vorfeld der letztjährigen Atomausstieg-Abstimmung verkündete sie an einer Medienkonferenz pauschal, die schweizerischen Atomkraftwerke seien gegen Flugzeugattacken «ausreichend geschützt».

Dies allerdings ist unhaltbar, wie sich mit der Studie der deutschen Gesellschaft für Reaktorssicherheit (GRS) zeigt. Diese belegt, dass insbesondere die ältesten deutschen Reaktoranlagen einer Flugzeugattacke nicht standhalten würden. Die Studie warnte davor, dass es bei diesen Altanlagen zu einem schnellen Schmelzen des hochradioaktiven Reaktorkerns und in der Folge zur Freisetzung von grossen Mengen Radioaktivität kommen könnte.

Es ist zu befürchten, dass die HSK den Zustand der alten Schweizer AKW vor der Abstimmung zum Atommausstieg schöngeredet hat. Sie ist nun eine Erklärung schuldig für die deutliche Differenz zwischen ihrer Sicherheitsbeurteilung und jener der deutschen GRS.

Zwar hat das Schweizer Volk im Mai 2003 den «politischen» Atomausstieg abgelehnt. Doch alle – auch die Nein-Stimmenden – setzten dabei voraus, dass bei der Sicherheit keinerlei Kompromisse gemacht werden dürfen. «Weiterbetrieb ja, aber nur so lange wie die Atomkraftwerke noch sicher sind» war die Devise. Greenpeace fordert daher, dass nun für die Restbetriebsdauer klare Abschaltregeln gesetzt werden. Eine davon muss lauten: Schalte ein terroranfälliges Atomkraftwerk ab, bevor es andere tun! Weitere Abschaltregeln müssen folgen.

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