Das AKW Beznau ist ein grosses finanzielles Risiko für den Axpo-Konzern. Das geht aus einer Studie im Auftrag von Greenpeace Schweiz hervor, welche die Finanzlage und die Perspektiven des Stromkonzerns untersucht. Anlässlich der Jahresergebnisse der Axpo-Gruppe, die morgen Freitag bekannt gegeben werden, fordert Greenpeace die Regierungsräte im Axpo-Verwaltungsrat auf, die Risikoanalysen des Konzerns offenzulegen. Ein Weiterbetrieb von Beznau kann die Axpo zu Fall bringen.

Die wirtschaftlichen Probleme der Axpo haben in der Vergangenheit bereits viel zu reden gegeben. Ausdruck dieser Schwierigkeiten sind die dieses Jahr erstmals ausgebliebenen Dividenden-Zahlungen an die Kantone, in deren Besitz sich der Stromkonzern befindet. Die heute veröffentlichte Studie des holländischen Finanzinstituts Profundo im Auftrag von Greenpeace bestätigt die schwierige Situation der Axpo und zeigt auf, wie das AKW Beznau die finanzielle Gesundheit des Konzerns bedroht. «Beharrt die Axpo auf dem Weiterbetrieb von Beznau, kann das Atomkraftwerk zum Sargnagel des Stromkonzerns werden», sagt Florian Kasser, Atomexperte von Greenpeace Schweiz.

Beznau ist ein Verlustgeschäft
Seit dem Frühling dieses Jahres steht Block 1 des AKW Beznau still. Grund für die lange Ausserbetriebnahme sind Materialfehler im Druckbehälter, deren Untersuchung derzeit weiter andauert. Beznau 1 wird deshalb nicht vor Ende Juli des kommenden Jahres wieder ans Netz gehen. Ungeachtet der weiterhin offenen Frage, ob der Reaktor aus sicherheitstechnischen Gründen überhaupt wieder angefahren werden kann – eine Wiederinbetriebnahme ist in jedem Fall mit erheblichen Finanzrisiken verbunden, wie die Studie von Profundo klar aufzeigt. Die Produktion einer Kilowattstunde Beznau-Strom kostet 7 Rappen. Auf dem Strommarkt bekommt die Axpo dafür aber nur rund 4 Rappen. Diese Verluste kann die Axpo nicht mehr auf ihre Kunden überwälzen, weil sie sie seit Januar 2014 zu Marktpreisen beliefern muss. Der Weiterbetrieb des AKW ist also in jedem Fall defizitär.

Trübe Aussichten
Wie die Studie weiter zeigt, wäre ein Weiterbetrieb des Atomkraftwerks dennoch solange ökonomisch zu rechtfertigen, wie die Verkaufspreise höher liegen als die variablen Betriebskosten. Solange dies der Fall ist, deckt der Verkauf zumindest einen kleinen Teil der Fixkosten; sie leisten einen Deckungsbeitrag. «Der Betrieb des AKW dient derzeit noch dazu, den Verlust etwas zu verkleinern», erklärt Kasser. Doch die Perspektiven sind mehr als trüb: Auf den Märkten – und auch bei der Axpo selbst – geht man davon aus, dass die Strompreise in den nächsten Jahren weiter sinken werden. In absehbarer Zeit wird das AKW Beznau deshalb nicht einmal mehr einen Deckungsbeitrag erwirtschaften. Zudem verursacht ein Weiterbetrieb auch zusätzliche Kosten, welche die Rechnung nochmals belasten: Neue Investitionen in Instandhaltung und Nachrüstungen sind erforderlich. Zum Beispiel wurden Nachrüstungen, die nach dem AKW-Unfall in Fukushima angeordnet wurden, noch nicht umgesetzt. Die Axpo weist diese Kosten nirgends aus.

Risiken für die Nordostschweizer Kantone
Die Verluste von Beznau zehren an der Substanz, der Innovations- und Investitionskraft der Axpo. Dies ist besonders gravierend, weil die Axpo den Nordostschweizer Kantonen gehört: «Es darf nicht der Axpo-Chefetage allein überlassen werden, die Risikoabschätzung eines Weiterbetriebs von Beznau vorzunehmen», sagt Florian Kasser. Greenpeace fordert die Regierungsräte im Axpo-Verwaltungsrat auf, die ökonomischen Risikoanalysen den Kantonsparlamenten offenzulegen. Diese müssen transparent über finanzielle Perspektiven und Risiken informiert werden. Ohne eine nachvollziehbare und transparente Darstellung der Sachlage seitens der Axpo ist an einen Weiterbetrieb von Beznau nicht zu denken. Dies gilt sowohl für die ökonomischen als auch für die – von Greenpeace in der Vergangenheit wiederholt dargestellten – sicherheitstechnischen Risiken.

Eine ausführliche Interpretation der Studie finden Sie in diesem Hintergrund-Dokument
Die vollständige Studie von Profundo finden Sie hier

Für weitere Informationen:

Florian Kasser, Atomexperte Greenpeace Schweiz, 076 345 26 55
Thomas Mäder, Mediensprecher Greenpeace Schweiz, 044 447 41 74
Barbara Küpper, Studienautorin Profundo (deutschsprachig): Kontakt via T. Mäder