Werden die Schweizer KonsumentInnen von Nestlé an der Nase herumgeführt? Am 25. April versprach Nestlé-Generaldirektor Michel Bonjour der Schweizer Bevölkerung auf Anfrage der Grünen, ihre Schokolade werde noch mindestens ein Jahr lang garantiert gentechfrei bleiben. Gleichentags wurden in Tausenden von Schwedischen Lebensmittelläden Nestlé-Schokolade-Produkte wegen Gentech-Verdachts aus den Regalen genommen. Nestlé Schweden-Sprecher Inger C. Larsson erklärte wörtlich: «Zurzeit sind einige Süsswaren im Sortiment, die Sojalezithin enthalten, das zum Teil von «Roundup Ready»-Sojabohnen stammen kann: After Eight, KitKat und Nuts.» Diese Nestlé-Produkte werden auch in der Schweiz verkauft. Wie erklärt der Weltkonzern den KonsumentInnen, dass diese Schokoriegel im einen Land genmanipuliert sein können, im anderen garantiert nicht?

Zürich. Eine Überprüfung der schwedischen und schweizerischen Verpackungen (Strichcodes) von KitKat, Nuts und After Eight zeigt, dass sie aus demselben Herstellungsland und -betrieb stammen. Ein Brief an Greenpeace, in welchem Nestlé Schweden das Vorhandensein von genmanipulierter Schokolade in schwedischen Läden zugibt, sowie die oben angeführten Belege wurden den Lebensmittel-Grossverteilern zur Kenntnisnahme zugestellt. Auf wiederholte Anfragen von Greenpeace am Herstellungsort in England, im Hauptsitz in Vevey sowie bei der KonsumentInnen-Information in Basel blieb der Lebensmittelriese eine Antwort schuldig. Offenbar will Nestlé nicht ausschliessen, dass auch die in der Schweiz vertriebenen genannten Produkte GVO-Soja enthalten können. Aufgrund des vor Bundesgericht hängigen Beschwerdeverfahrens gegen die Zulassung von Gentech-Soja ist der Handel mit GVO-Soja in der Schweiz bis auf weiteres illegal; zudem sind die genannten Süsswaren weder auf der Verpackung noch an den Regalen als genmanipuliert («GVO») deklariert. Mit ihrer undurchsichtigen und widersprüchlichen Informationspolitik verunsichert Nestlé die KonsumentInnen und setzt sich gar dem Vorwurf des unlauteren Wettbewerbs aus. Wenn tatsächlich kein Lezithin aus genmanipulierter Soja in KitKat, Nuts und After Eight ist, warum beantwortet weder Nestlé Schweiz, Nestlé International noch der Produktionsbetrieb Nestlé Rowntree in York (England) Fragen danach, ob das der Schweizer Bevölkerung gegebene Versprechen tatsächlich gilt? Auch darüber, wie der Nahrungsmittelmulti eine klare Trennung bei Produktion und Vertrieb derselben Produkte für verschiedene Länder sicherstellen will, schweigt sich Nestlé aus. Greenpeace fordert Nestlé auf, dazu zu stehen, dass sie den KonsumentInnen gegen ihren erklärten Willen genmanipulierte Lebensmittel zumuten will – oder noch besser: grundsätzlich auf Gentech-Nahrung zu verzichten und auf natürliche Lebensmittel zu setzen.


Kontakt:
Bruno Heinzer, Koordinator Gentech-Kampagne, 01 / 447 41 41