Greenpeace-AktivistInnen aus ganz Europa, darunter 9 SchweizerInnen, füllten heute morgen um 8 Uhr mit einer Lastwagenladung Sojabohnen den Eingang des RAI-Kongresszentrums, wo der erste Europäische Bio-Industrie-Kongress stattfinden sollte. Dort wollten die führenden Gentech-Unternehmen Europas – unter ihnen auch die «Eidgenossen» Novartis, Nestlé und Roche – unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine gigantischer PR-Strategie durch gezielte Medienattacken diskutieren und starten, um den Widerstand der europäischen KonsumentInnen gegen genmanipulierte Lebensmittel zu brechen.

Amsterdam. Was die VertreterInnen der 37 weltgrössten Gentech-Konzerne und Lebensmittel-Multis an ihrem bis morgen dauernden EuropaBio-Kongress besprechen, sollten die JournalistInnen und Medien auf keinen Fall erfahren. Denn das Thema ist brisant: Ein umfangreiches Strategiepapier des US-amerikanischen PR-Riesen Burson Marsteller legt detailliert dar, wie die Medien dazu gebracht werden sollen, über Gentech-Lebensmittel positiv zu berichten. Dieses Greenpeace zugespielte Dokument verrät, dass vor allem Radiostationen bearbeitet werden sollen, da diese den Umweltorganisationen eine weniger gute Plattform böten als etwa das Fernsehen. Das PR-Strategiepapier gibt einerseits für eine 30 Wochen dauernde Medienattacke einen genauen Zeitplan, andererseits aber auch handfeste Tips, wie die Firmen auftreten und argumentieren sollen. So wird den Gentech-Multis Monsanto, Novartis & Co geraten, sich stark zurückzuhalten und dafür den Markenartikel-Herstellern (z.B. Nestlé, Danone, Unilever) und Einzelhandelsketten die Plattform zu überlassen. Dies, da die KonsumentInnen – wenn überhaupt – den Marken vertrauen, bei den grossen Chemiemultis das Profitstreben jedoch zu stark zum Ausdruck komme. Die Markenartikelhersteller und Einzelhändler sollen darüber hinaus als unabhängig von den Gentech-Multis wahrgenommen werden; die KonsumentInnen sollen glauben, sie hätten sich aus freiem Willen für genmanipulierte Lebensmittel entschieden. Dabei haben erst kürzlich führende EuropaBio-Mitglieder wie Novartis, Monsanto und AgrEvo US-Präsident Clinton per Brief gedrängt, Europa mit Handelssanktionen zu bestrafen, falls es irgendwelche Hindernisse (Trennung oder Kennzeichnung) für genmanipulierte Landwirtschaftsprodukte in Betracht ziehen sollte! Greenpeace ist der festen Überzeugung, dass die europäischen JournalistInnen, aber auch die ZeitungsleserInnen, RadiohörerInnen und FernsehzuschauerInnen vom geplanten Grossangriff auf die unabhängige Berichterstattung wissen müssen. Die US-Firma Burson Marsteller ist zudem kein Leichtgewicht: So hat sie 1984 dem US-Multi Union Carbide nach der Chemie-Katastrophe in Bhopal (Indien) aus der Imagekrise geholfen, im Auftrag der englischen «Meat and Livestock Commission» im Rahmen der BSE-Krise Deutschland mit falschen Facts bearbeitet, damit es wieder britisches Rindfleisch importiere, und auch dem amerikanischen Silikon-Implantathersteller Dow im Kampf gegen die unzähligen Klagen schmerzgepeinigter Silikon-Opfer geholfen. Greenpeace verurteilt diese millionenschwere Desinformationskampagne und fordert eine wirkliche Wahl für die KonsumentInnen, ob sie Gentech-Food wollen oder nicht.


Kontakt:
Bruno Heinzer, Koordinator der Genschutz-Kampagne 01 / 447 41 41