Mit zeitgleichen Aktionen an drei Atomkraftwerken hat Greenpeace heute in den frühen Morgenstunden seinen Protest gegen die unmittelbar bevorstehende Wiederaufnahme von Atommülltransporten in Deutschland gestartet. Insgesamt 100 Aktivisten gelangten in der Nacht in Stade, Biblis und Philippsburg trotz zum Teil massiver Polizeipräsenz zum Eisenbahnanschluss der Atomkraftwerke. Die Zufahrtstore wurden mit einem übergrossen, metallenen X-Symbol verschweisst, einige Umweltschützer ketteten sich an die Torgitter. Die aus zwölf Ländern stammenden Aktivisten entrollten Transparente mit der Aufschrift «Macht endlich Schluss mit den Atomtransporten» sowie der Forderung «Stopp aller Atomtransporte».

Hamburg. Erstmals seit dem durch den Castor-Strahlenskandal ausgelösten Transportstopp 1998 sollen jetzt wieder Atomtransporte aus deutschen Kernkraftwerken in die Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) von La Hague rollen. Die Betreiber der AKW Stade, Biblis und Philippsburg wollen in den nächsten fünf Jahren rund 340 Tonnen Atommüll zur Wiederaufarbeitung nach Frankreich und England transportieren.»Aus diesen drei Atomkraftwerken sollen noch in diesem Jahr die ersten Atombehälter Richtung Frankreich rollen», sagt Veit Bürger in Stade, Energieexperte bei Greenpeace. «Die Castorlawine rollt wieder auf uns zu, und jetzt ist der Moment, um dagegen zu protestieren. Der rot-grüne Atomausstieg ist höchstens geeignet, um die Menschen zu beschwichtigen, de facto verändert er überhaupt nichts.» Bürger fordert: «Kein Gramm Atommüll darf mehr in die umweltverseuchende Wiederaufarbeitung gebracht werden.»Bei der Wiederaufarbeitung werden hochgiftiges Plutonium und Uran aus abgebrannten Brennelementen chemisch abgetrennt. Die französische Cogema, Betreiberin der WAA La Hague, entsorgt einen Teil des dabei anfallenden, leicht radioaktiven Mülls einfach im Meer: Jeden Tag werden rund 1,4 Millionen Liter radioaktive Abwässer in den Ärmelkanal gepumpt. Wissenschaftler der Universität Besancon wiesen 1997 nach, dass Kinder und Jugendliche, die im Umkreis von 10 Kilometern um die Anlage leben, im Vergleich zum Landesdurchschnitt dreimal häufiger an Leukämie erkranken.Mit dem Atomkonsens hatten sich Bundesregierung und Atomindustrie darauf verständigt, die Transporte zu den Wiederaufarbeitungsanlagen erst am 30. 6. 2005 zu verbieten. Bis dahin sollen rund 500 Transporte 2.000 Tonnen hochradioaktiven Atommüll nach La Hague und ins englische Sellafield bringen.

Kontakt:

Stefan Füglister Greenpeace Atomkampagne 01 447 41 24