Aus Protest gegen das Patent auf ein Gen, das als Auslöser für Brustkrebs gilt, befestigen Kletterer von Greenpeace heute ein Transparent mit der Aufschrift «Finger weg von meinen Genen!» an der Fassade des Europäischen Patentamtes (EPA) in München. Gleichzeitig übergaben 15 AktivistInnen dem EPA einen Einspruch, der von vielen Einzelpersonen, AerztInnen und Verbänden unterstützt wird. Greenpeace fordert, dass sowohl die Europäische Patentdirektive als auch das Schweizerische Patentgesetz, die im Augenblick in Revision sind, die Patentierung von Leben klar ausschliessen.

Zürich/München. Heute läuft am Europäischen Patentamt (EPA) die Einspruchsfrist gegen das Patent EP 0705903 (DOWNLOAD)ab, das der US-Firma Myriad vom EPA am 23. Mai 2001 erteilt worden ist. Greenpeace deckte diesen Skandal im letzten Juni auf. Mit dem Patent sicherte sich Myriad die lukrativen Rechte an allen Anwendungen des BRCA1-Gens, das bei vererbbarem Brustkrebs eine wichtige Rolle spielt. Die Erteilung von Gen-Patenten bringt für ÄrztInnen und PatientInnen Nachteile: Ein Viertel der Labors in den USA, die für eine Studie befragt wurden, führt inzwischen keine diagnostischen Tests für genetisch bedingten Krebs mehr durch, weil Firmen wie Myriad überhöhte Lizenzgebühren auf «ihren Genen» verlangen. Über die Hälfte der Labors stoppte zudem die Entwicklung von verbesserten Diagnoseverfahren. Nun haben sich Hunderte von Einzelpersonen sowie verschiedene Verbände dem Greenpeace-Einspruch gegen das umstrittene Brustkrebsgen-Patent angeschlossen: darunter die Deutsche Bundesärztekammer, das Europäische Parlament, Europäische Gesellschaften für Humangenetik, der Europäische Zusammenschluss von Brustkrebspatientinnen (EuropaDonna), sowie die Präsidenten der Schweizerischen Krebsliga (SKL) und des Schweizerischen Institutes für angewandte Krebsforschung (SIAK).

«Das Wissen um das menschliche Genom ist Allgemeingut und keine Handelsware. Gene und andere Bausteine des Lebens dürfen nicht patentierbar sein», sagt Greenpeace Gentechnik-Experte Bruno Heinzer. «Das Patentamt sichert dem Unternehmen ein Monopol, das den freien Zugang zur Krebs-Vorsorge für Frauen behindert. Die Gesundheit der Menschen muss wichtiger sein als die Börsenkurse einiger Unternehmen».

Bis Ende April 2002 ist das neue Schweizer Patentgesetz, mit dem Patente auf Gene und Lebe-wesen erstmals legitimiert würden, in der Vernehmlassung. Im bundesrätlichen Entwurf heisst es unter anderem «ein durch Isolierung gewonnener Bestandteil des menschlichen Körpers, ein-schliesslich der Sequenz oder Teilsequenz eines Gens, ist patentierbar.» Greenpeace fordert die Schweizerischen Räte auf, dem Beispiel des französischen Parlaments zu folgen, das im Januar Patente auf menschliche Gene ausdrücklich verboten hat. Lebewesen und deren Gene dürfen nicht patentierbar sein. Der Entwurf des neuen schweizerischen Bundesgesetzes über die Erfindungspatente muss entsprechend geändert werden.



Kontakt:
Bruno Heinzer, Greenpeace Gentech-Kampagne 079 / 400 88 31
Greenpeace Medienabteilung 01 / 447 41 11