Genf, 21. November 2012. Das Modelabel Zara hat ein Giftproblem. Greenpeace fand in Kleidern der weltweit grössten Bekleidungsfirma gefährliche Chemikalien. Mit einer spektakulären Kletteraktion haben Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten bei Zara in Genf heute giftfreie Mode gefordert. Sie stützten sich auf den neuen Greenpeace-Bericht «Giftige Garne», der zeigt, dass die Modeindustrie Kleider verkauft, die mit umweltschädlichen Chemikalien kontaminiert sind. Einige dieser Chemikalien verwandeln sich beim Abbau in hormonell wirksame und krebserregende Stoffe und landen schliesslich in Seen und Flüssen auf der ganzen Welt.

«Detox your Fashion» lautete die Forderung der Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten an das Zara-Management in Genf. Unterstützerinnen und Unterstützer konnten sich via Twitter (#Detox oder #Fashion oder @Zara) ebenfalls direkt an die Ladenkette richten.

Die grossen Modehersteller wie Zara, Mango, Levi’s, Esprit, Calvin Klein und Benetton bringen in immer kürzeren Abständen neue Kollektionen auf den Markt. Diese auf so genannte Fast Fashion fokussierten Unternehmen benötigen inzwischen nur noch sieben bis 30 Tage für die Produktion eines Kleidungsmodells und verkaufen diese teilweise in gerade fünf Tagen als Bestseller in den Läden. Im Jahr 2011 wurden beispielsweise in Deutschland 70 Kleidungsstücke pro Kopf verkauft, 80 Milliarden Kleidungsstücke waren es weltweit.

Wie die neuste Greenpeace-Untersuchung «Giftige Garne»zeigt, hat dieser schnelle Konsum neben riesigen Abfallbergen auch andere Schattenseiten: In Kleidern von 20 getesteten Marken wurden schädliche Chemikalien nachgewiesen. Bei allen Marken waren mehrere Produkte mit Nonylphenolethoxylaten (NPE) kontaminiert. Insgesamt wurde in zwei Dritteln der von Greenpeace getesteten Kleidungstücke NPE gefunden. Zwei Kleidungsstücke von Zara enthielten ausserdem krebserregende Amine aus Azofarbstoffen.

«In Produkten von Zara wurden Chemikalien nachgewiesen, welche sich in der Umwelt in krebserregende und hormonell wirksame Subtanzen umwandeln», sagt Mirjam Kopp von der Greenpeace-Chemiekampagne. «Dies ist unakzeptabel sowohl für uns KonsumentInnen als auch für die Menschen, welche in den Fabriken arbeiten oder dort leben, wo die Kleider produziert werden.»

Mit der internationalen Detox-Kampagne fordert Greenpeace Textilhersteller auf, bis spätestens 2020 alle Risiko-Chemikalien durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen. Im Oktober war der britische Kleidergigant Marks & Spencer nach Puma, Nike, Adidas, H&M, C&A und Li-Ning auf die Greenpeace-Forderungen eingegangen. Sie alle gaben bekannt, Schadstoffe künftig gänzlich aus ihren Produktions- und Lieferketten zu entfernen. Greenpeace fordert Zara, die übrigen Modelabels, aber auch Schweizer Firmen welche Textilien verkaufen auf, diesen Beispielen zu folgen. Als grösste Bekleidungsfirma der Welt muss Zara sofort handeln und alle gefährlichen Chemikalien aus der Produktion verbannen. Ausserdem muss die Firma transparent machen, welche Chemikalien verwendet werden und wo sie ins Wasser eingeleitet werden.

Update 16.15 Uhr
Greenpeace-Aktion in Genf beendet: Weltweiter Druck auf Zara steigt

Zara in Genf hat heute das Gespräch mit Greenpeace verweigert und war auch nicht bereit, unsere Forderungen entgegen zu nehmen.

Greenpeace wertet dies als Zeichen, dass Zara die Problematik von gefährlichen Chemikalien in ihren Kleidern nicht genügend ernst nimmt.
Erste Gespräche zwischen dem Zara-Hauptsitz in Spanien und Greenpeace International haben stattgefunden – zu konkreten Resultaten kam es bislang nicht.

Die Kletterer am Gebäude in Genf haben das Banner mit der Aufschrift «Detox your Fashion» jetzt eingerollt und sind dabei, vom Gebäude herunter zu klettern.

Die Verhandlungen gehen weiter. Greenpeace wird das weitere Verhalten von Zara kritisch begleiten.

Informationen:

Mirjam Kopp, Chemiekampagne Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 59

Video-/Bildmaterial bei der Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11

Den Report «Giftige Garne» und weitere Informationen zur Detox-Kampagne finden Sie hier.