Heute morgen um 7 Uhr setzten rund ein Dutzend Greenpeace-AktivistInnen eine anderthalb Tonnen schwere Eisenbox auf das Werksgeleise beim AKW Gösgen, vier ketteten sich anschliessend an das Hindernis. Mit dieser Aktion fordert Greenpeace Behörden und AKW-Betreiber auf, die Atommülltransporte in die französischen und britischen Wiederaufarbeitungsanlagen sofort zu unterbinden. Die Umweltorganisation sieht sich zu dieser Massnahme gezwungen, nachdem AKW-Betreiber und Aufsichtbehörden trotz eindeutiger Rechtslage untätig geblieben sind: Durch die Verarbeitung von Schweizer Atommüll wird das Meer weiträumig verseucht, was in der Schweiz unter Strafe steht. Zudem wird die Menge des Atommülls, der in die Schweiz zurücktransportiert und gelagert werden muss, vervielfacht.

Gösgen-Däniken. Greenpeace hat in den vergangen Monaten und Jahren praktisch alle gesetzlichen Mittel ausgeschöpft, um den Atomtransporten ein Ende zu setzen. Auf keine der Aufsichtsbeschwerden und Strafanzeigen erhielt die Umweltorganisation bislang jedoch Antwort. Auch Anwohner aus der Umgebung der Wiederaufarbeitungsanlagen Sellafield und La Hague haben bei der Bundesanwaltschaft geklagt, weil sie durch die Bearbeitung Schweizer Atommülls erhöhten Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind. In La Hague beispielsweise werden jährlich 230 Millionen Liter radioaktives Abwasser ins Meer gekippt, in Sellafield sind es noch mehr. Diese unglaublichen Mengen an Radioaktivität, die Tag für Tag an die Umwelt abgegeben werden, haben für die Menschen gravierende Folgen: Kinder erkranken signifikant mehr an Leukämie, Schilddrüsenerkrankungen häufen sich. Kein Wunder: Im Hausstaub um Sellafield etwa findet man Plutonium, der lokal produzierte Spinat strahlt mit 8000 Bequerel/Kilo, die Fische sind kontaminiert und letztes Jahr mussten sogar 1500 Tauben getötet, in Beton gegossen und als Atommüll entsorgt werden. Die Schweizer Behörden allerdings hielten es bis anhin nicht für nötig, die umweltkriminelle Freisetzung von Radioaktivität durch Schweizer Atommüll zu verbieten. Nicht alle atomaren Probleme werden ins Ausland exportiert, auch die Schweiz ist betroffen: Die Wiederaufarbeitung vervielfacht die gefährlichen Atomtransporte. Denn bei der Bearbeitung des Atommülls fallen voluminöse mittel- und schwach-aktive Abfälle an, die ebenfalls in die Schweiz rücktransportiert werden müssen. Für Greenpeace stellt klar: Die Atommülltransporte sind verantwortungslos und unter keinen Umständen zu rechtfertigen. Sie machen die Verseuchung von Mensch und Umwelt durch die Wiederaufarbeitungsanlagen erst möglich. Schützenhilfe erhält die Umweltorganisation durch zwei Rechtsgutachten: Der Zürcher Umweltrechtsprofessor Heribert Rausch stellt die Legalität der Transportbewilligungen grundsätzlich in Frage. Und der Basler Strafrechtler Günter Stratenwerth hielt fest, dass die Freisetzung von radioaktiven Giften nach Schweizer Recht unter Strafe steht – dies, selbst wenn die Tat im Ausland begangen und dort nicht geahndet wird.

Kontakt:
Stefan Füglister, Greenpeace Atom-Kampagne 01 / 447 41 41