Erneut hat Greenpeace einen geheimen Atomtransport aufgespürt und an der Weiterfahrt gehindert. Im neuenburgischen Val de Travers bei Fleurier hindern rund 20 Greenpeace-AktivistInnen seit heute 7 Uhr einen Strassentransport mit hochaktivem Atommüll an der Weiterfahrt. Der Transport vom AKW Mühleberg war via Kerzers und Neuenburg durch das Val de Travers unterwergs und ist für die Wiederaufarbeitung entweder in La Hague oder Sellafield bestimmt. Greenpeace verlangt einen Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung und fordert den Bundesrat auf, die Bewilligung für weitere Atommüllexporte zu verweigern.

Neuchâtel. Wie bei der Versenkung von mehreren Tonnen Atommüll im Atlantik leistet die Schweiz auch bei der Wiederaufarbeitung einen traurigen Beitrag zur radioaktiven Verseuchung der Weltmeere. Durch die Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente aus Schweizer Atomkraftwerken in den Anlagen von La Hague (F) und Sellafield (GB) und den daraus resultierenden radioaktiven Abwässern trägt unser Land eine aktive Schuld an den Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und das Ökosystem. Die radioaktive Spur aus Sellafield und La Hague reicht bis an die Küsten Kanadas, wie anfangs Mai einem Artikel der Fachzeitschrift <<New Scientist>> zu entnehmen war. Nach der Besetzungsaktion auf den Zufahrtsgeleisen des AKW Beznau fordert Greenpeace erneut die Unterbindung weiterer Atommülltransporte ins Ausland. Die Schweizerische Gesetzgebung setzt den Schutz des Menschen über wirtschaftliche Einzelinteressen. Sobald die Brennelemente die Schweiz verlassen haben, scheint dieses Recht ausser Kraft gesetzt: In Sellafield und La Hague ist die Bevölkerung einem massiv erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt. Die Wiederaufarbeitung widerspricht zudem in wichtigen Punkten den Grundsätzen des Strahlenschutzgesetzes (StSG). So verlangt Artikel 25 StSG, dass mit radioaktiven Stoffen so umzugehen sei, dass möglichst wenig radioaktive Abfälle entstehen. Die Atomindustrie aber praktiziert das Gegenteil: Die Menge an Atommüll vermehrt sich durch die Wiederaufarbeitung um ein Vielfaches. Die dafür Verantwortlichen in der Schweiz dürfen den Kopf nicht länger in den Sand stecken. Es ist unverantwortbar, der Schweizer Atomindustrie im Ausland das x-tausendfache an radioaktiven Abgaben an die Umwelt zuzugestehen, als dies in der Schweiz jemals erlaubt wäre. Greenpeace erwartet ein resolutes Eingreifen der Schweiz an der Umweltkonferenz OSPAR ( Oslo and Paris Conventions for the Prevention of Marine Pollution) , welche im kommenden September stattfindet und u.a. die radioaktive Verseuchung des Nordatlantiks zum Thema hat.

Kontakt: Stefan Füglister, Koordinator der Atomkampagne 01 / 447 41 41