Nach Frankreich hat nun auch die Schweiz ihren Atom-Vertuschungsskandal. Entgegen früherer Beteuerungen wussten einzelne Beamte der Schweizer Sicherheitsbehörde – der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) – und die Verantwortlichen der Schweizer Atomindustrie über den Grad der Verseuchung der Atomtransport-Waggons Bescheid. Offenbar nimmt weder die HSK noch die Atomindustrie ihre Verantwortung im Bereich Sicherheit wahr. Deshalb fordert Greenpeace den sofortigen Einsatz einer parlamentarischen Untersuchungskommission und einen Stopp für weitere Transporte.

Zürich. Entgegen früherer Beteuerungen waren einzelne Beamte der Schweizer Sicherheitsbehörde, der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK), und die Verantwortlichen der Schweizer Atomindustrie über den Grad der Verseuchung der Tranportwagen für atomare Abfälle im Bilde. Der Direktor der HSK, Serge Prêtre wurde jedoch weder von den AKW-Verantwortlichen noch von seinen eigenen Mitarbeitern informiert. Dies geht aus einem Bericht der Basler Zeitung vom Samstag hervor. Offenbar wurde versucht, längst fällige Sicherheitsmassnahmen und damit Verzögerungen bei den Atomtransporten zu vermeiden. Dass einzelne Mitglieder der Sicherheitsbehörde zusammen mit den Werkleitern einen eigenen Informations- und Geheimhaltungspool bilden, gefährdet im Fall eines schwerwiegenden Unfalls die Sicherheit der Bevölkerung zusätzlich: Alarmierung und Evakuation sind von der Willkür eines Clans abhängig, der vorrangig und einseitig die Interessen der Atomindustrie wahrnimmt. Bereits wurde bei den vorgenommenen Transporten vorsätzlich die Gesundheit der Bahnangestellten aufs Spiel gesetzt. Greenpeace verlangt deshalb den Einsatz einer parlamentarischen Untersuchungskommission zur Abklärung dieses Vertuschungsskandals und zur Überprüfung der verantwortlichen Beamten. Von Bundesrat Leuenberger fordert Greenpeace den sofortigen Stopp weiterer Atomtransporte und der Wiederaufarbeitung. Die Angaben über die Verseuchung der Bahnwagen ist nach wie vor widersprüchlich. Währenddem die Wiederaufarbeiter aus La Hague die Ursache der Kontamination beim Beladen der Container vermuten und damit die Verantwortung den Lieferanten zuschieben, halten HSK und die Schweizer Atomindustrie an der Theorie des „Ausschwitzens“ während des Transports fest. Das hiesse: Transporte in die Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield in Grossbritannien müssten durch den längeren Transportweg noch weitaus stärker betroffen sein. Die HSK zieht es jedoch bis heute vor, Informationen zu dieser Frage unter dem Deckel zu halten. Da sich die HSK durch ihre Komplizenschaft mit der Atomlobby selbst ins Zwielicht gesetzt hat, muss die Untersuchung der Kontamination nun einer unabhängigen Expertengruppe anvertraut werden.

Kontakt:
Stefan Füglister, Atom-Kampagne 01 / 447 41 41