Die Farce von Kyoto geriet heute nacht definitiv zum Trauerspiel: Statt das Klima zu schützen, wurde es kurzfristigen Interessen der Industrie geopfert. Die beschlossenen Massnahmen genügen in keiner Weise, um die katastrophalen Folgen der Klimaveränderung abzuschwächen oder gar zu stoppen.

Zürich. Die Vereinbarung von Kyoto wird zu keiner massgeblichen Reduktion der Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 führen: Während Wissenschaftler eine Reduktion der Emissionen in der Grössenordnung von 60 Prozent fordern, damit die globale Erwärmung wirksam gebremst werden kann, mochten sich die Vertragsstaaten in Kyoto gerade auf durchschnittlich 5,2 Prozent einigen. Besonders die Schlupflöcher wie etwa der Handel mit sogenannten Emissionszertifikaten öffnen den reichen Industriestaaten Tür und Tor, um die nötige Reduktion zu verschleppen. Greenpeace protestiert scharf dagegen, dass einige der weltweit grössten Verschmutzer damit die Möglichkeit haben, ihren Ausstoss an Treibhausgasen noch zu erhöhen. Werden diese Schlupflöcher in die Emissionsrechnung einbezogen, so wird das Fiasko von Kyoto offensichtlich – denn damit sinkt die durchschnittliche Reduktion auf bestenfalls 1 bis 2 Prozent. Rückschritt auch für die fortschrittlichen Staaten: Die Schweiz und die EU müssen ihre Emissionen um 8 Prozent bis zur Budgetperiode 2008–2012 reduzieren. Das ist weniger, als sie ursprünglich vorgeschlagen hatten. Greenpeace fordert die Schweiz deshalb auf, das Heft selbst in die Hand zu nehmen und sich bei der Bearbeitung des CO2-Gesetzes an den klimawissenschaftlichen Notwendigkeiten zu orientieren. Wo diese liegen, hat der vom Bundesrat eingesetzte «conseil du développement durable» bereits definiert: Demnach muss die Schweiz ihren CO2-Ausstoss bis 2010 um 20 Prozent reduzieren. Auch die EU ist jetzt gefordert: Die fortschrittlichen Länder Europas müssen einen Kontrapunkt zur nordamerikanischen Verschwendungswirtschaft setzen und ihre Bemühungen zur Einführung von effizienten und sauberen Energiequellen verstärken: Um gefährliche Folgen des Klimawandels zu verringern, darf nur etwa ein Viertel aller Reserven von Öl, Kohle und Gas genutzt werden. Greenpeace wird sich dafür einsetzen, dass der grösste Teil aller fossilen Energiereserven für immer im Boden bleibt und dass stattdessen saubere Energietechnologien gefördert werden.


Kontakt:
David Stickelberger, Koordinator der Klimakampagne 01 / 447 41 41