AktivistInnen der Umweltorganisation Greenpeace protestieren anlässlich des Besuchs des französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac gegen die Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague. Sie fordern auf einem Transparent die unverzügliche Stillegung der «Plutoniumfabrik» im Nordwesten Frankreichs, wo auch Schweizer Atommüll wiederaufgearbeitet wird.

Bellinzona/Zürich. Ein Transparent mit der Aufschrift «Arrêtez La Hague, Monsieur Chirac!» empfing den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac bei seinem Besuch in Bellinzona. Ins Zentrum der Kritik stellt Greenpeace die Wiederaufarbeitung von Atommüll. Seit Anfang 1997 ist in Frankreich eine heftige Diskussion über die Blutkrebsgefährdung in Zusammenhang mit der Anlage in La Hague entbrannt. Ähnlich wie in der Umgebung der britischen Anlage in Sellafield hatten französische Wissenschafter ein überdurchschnittlich hohes Krebsrisiko bei Kindern und Jugendlichen festgestellt, welche im Umkreis von 35 Kilometern von La Hague wohnten. Der Atlantik wird durch die Einleitung von radioaktiven Flüssigabfällen weiträumig verseucht. Die radioaktive Spur aus den Wiederaufarbeitungsanlagen zieht sich von Skandinavien über die Arktis bis an die Küsten Kanadas. Anwohner aus der Umgebung von La Hague haben gegen die Schweizer Atomindustrie, welche Atommüll in La Hague aufbereiten lässt, in diesem Sommer eine Strafanzeige bei der Bundesanwaltschaft eingereicht. Greenpeace hat diese Woche ein Messprogramm um La Hague lanciert, um die akute Gefährdung durch die Abgabe von radioaktiven Stoffen zu dokumentieren. Die Wiederaufarbeitung wurde aus militärischen Gründen entwickelt. Im Vordergrund stand die Nutzung von Plutonium zum Bau von Atombomben. Separiertes Plutonium stellt eine permanente Gefahr für kommende Generationen dar. Es ist hochtoxisch (ein Millionstelgramm kann Lungenkrebs auslösen), seine Halbwertszeit beträgt mehrere tausend Jahre. Die Wiederaufarbeitung von Atommüll macht keinen Sinn. Mit der Schliessung des Schnellen Brüters Creys-Malville, welcher auch mit Schweizer Plutonium betrieben wurde, und durch das angekündigte Wiederaufarbeitungsverbot der deutschen Regierung wird auch die Schweiz auf einem Plutoniumberg sitzen bleiben. Das ist eine unzumutbare Hypothek für kommende Generationen. Greenpeace fordert Staatspräsident Chirac und Bundespräsident Cotti auf, den Ausstieg aus der Plutoniumproduktion einzuleiten und damit einen Beitrag zum Abbau der militärischen und zivilen atomaren Bedrohung zu leisten.

Kontakt:
Stefan Füglister, Atomkampagne Greenpeace Schweiz 01 / 447 41 41