Der Schweizer Lebensmittel-Multi Nestlé, der heute seine Generalversammlung hat, ist seit Ende Februar im Besitz eines Patentes auf Gentech-Kaffee. Der genmanipulierte Kaffee soll besser löslich sein. In vielen Teilen der Welt hat der Konzern seinen Verzicht auf Gentech-Lebensmittel erklärt. Doch mit dem Erwerb solcher Patente zeigt sich, dass er die Gentechnik aus wirtschaftlichen Interessen weiterhin verfolgt und die totale Kontrolle der Lebensmittelproduktion anstrebt.

Zürich. Das am 22. Februar 2006 vom
Europäischen Patentamt bewilligte Patent wurde auf eine
gentechnisch veränderte Kaffee-Pflanze erteilt, in der ein Enzym
blockiert ist, welches das Pulver besser löslich macht. Das Patent
umfasst das technische Verfahren, die genmanipulierten Pflanzen und
die Verwendung der Kaffeebohnen zur Herstellung von löslichem
Kaffee.

«Dass Nestlé ein Patent auf Gentech-Kaffee
beantragt und erhalten hat, zeigt, dass der Konzern die Option,
Gentech-Produkte zu vermarkten, unbeirrt weiter verfolgt. Dieses
Gentech-Patent zeigt auch, wie gierig Konzerne auf die totale
Kontrolle der Lebensmittelherstellung sind. Um neue Monopole im
Anbau zu schaffen, wurde gleich der ganze Kaffee-Strauch als
«Erfindung» mit patentiert», kommentiert Marianne Künzle von
Greenpeace Schweiz.

Mexikanische und lateinamerikanische Kaffee-Organisationen
wehren sich gegen die Patentierung und den Anbau von
Gentech-Kaffee: Die Abhängigkeit von Nestlé wird für Kaffee-Bauern
durch dieses Patent noch grösser. Es ist davon auszugehen, dass
patentierte Gentech-Kaffee-Setzlinge teurer sein werden als
herkömmliche. Zudem kann der Absatz von Gentech-Kaffee ebenfalls
unter die Kontrolle des Patent-Inhabers fallen. Und es ist
absehbar, dass sich die Eigenschaften von Gentech-Kaffee-Sträuchern
auf die Kulturen herkömmlicher oder ökologisch produzierender
Kaffee-Bauern ausbreiten. Deren Ernten werden dadurch quasi
unverkäuflich.

Nestlé hat bereits weitere Patente auf genmanipulierte
Joghurt-Bakterien, Gentech-Kakao und auch Gentech-Kaffee
angemeldet, einige davon sind in Europa bereits erteilt. Wie sich
die veränderten Eigenschaften im Kaffee-Genom auswirken, ist jedoch
unklar. Greenpeace fordert den Konzern auf, seine Patente auf
Gentech-Kaffee und andere Gentech-Produkte sofort zurückzuziehen.
Die wirtschaftlichen, ökologischen und gesundheitlichen Risiken
sind untragbar.

Kontakt:

Marianne Künzle, Genschutz-Kampagne Greenpeace Schweiz, 079 410
76 48

Greenpeace Medienabteilung, 01 447 41 11