Schweizer Lebensmittel-Grossverteiler treten gegen gentechnisch manipulierte Nahrungsmittel ein. Dies ergab ein Umfrage der Umweltorganisation Greenpeace. Dabei steht für den Lebensmittelhandel einiges auf dem Spiel. Im Herbst soll die erste gentechnisch manipulierte Soja in Schweizer Verkaufsregalen auftauchen. Um dies zu verhindern haben grosse KonsumentInnen-, Umwelt- und Landwirtschaftsorganisationen gemeinsam eine Petition lanciert. Diese verlangt vom Bundesrat, ein Importverbot für gentechnisch manipulierte Lebens- und Futtermittel zu verhängen. Ganz wie es dem Willen der Mehrheit der Schweizer Bevölkerung und auch jenem der Grossverteiler entspricht. Die österreichischen Supermarktketten «Billa» und «Spar» deklarieren ihr Sortiment inzwischen ebenfalls «gentech-frei» und in Amerika ist die «Flavr Savr»-Gen-Tomate – nach Riesenverlusten – vom Markt genommen worden.

Zürich. Durch die Hintertür und mit unglaublicher Arroganz wird im Herbst genmanipuliertes Soja undeklariert und im grossen Stil nach Europa importiert werden. Zahlreiche Meinungsumfragen unter europäischen und schweizerischen VerbraucherInnen haben allerdings klar ergeben: Die KonsumentInnen lehnen genmanipulierte Nahrungsmittel entschieden ab. Das kümmert den amerikanischen Chemiekonzern Monsanto aber ebensowenig, wie sich der Konzern um Schweizer Gesetze schert: Die Gen-Soja ist laut Lebensmittelverordnung in der Schweiz zulassungs- und deklarationspflichtig. Allerdings liegt bis heute kein Zulassungsantrag vor und Monsanto will die Gentech-Soja mit normalen Sojabohnen vermischen und so unkontrollierbar machen und undeklariert importieren. Soja wird in verschiedensten Formen in unzähligen Nahrungsmitteln wie Schokolade, Glace, Backwaren, Mayonnaise, Fertiggerichten oder Margarine verwendet, als Tofu oder Sojamilch direkt konsumiert und auch an Tiere verfüttert. Der Soja-Markt erfährt derzeit einen Boom, nachdem der Rinderwahn (BSE) offensichtlich auf Menschen übertragbar ist und die Missstände in der Fleisch- und Fleischmehlproduktion bekannt wurden. Das Vertrauen der VerbraucherInnen ist massiv erschüttert – sie greifen nun vermehrt auf pflanzliches Eiweiss zurück. Eine Greenpeace-Umfrage beim Schweizer Lebensmittelhandel zeigt, dass die giftresistente Monsanto-Soja auch dort nicht erwünscht ist: Alle angefragten Grossverteiler lehnen die Gentech-Soja ab. Damit ist die Infiltration der US-Soja zwar noch nicht gestoppt, doch die KonsumentInnen-, Umwelt- und Landwirtschaftsorganisationen nehmen mit Befriedigung zur Kenntnis, dass sich die Grossverteiler verbindlich auf die Seite der KonsumentInnen stellen. Bei Coop in Basel degustierten vor wenigen Tagen Testpersonen hinter verschlossenen Türen neue Fleischersatzprodukte der Firma Bell auf Sojabasis, die im Herbst in die Regale sollen – natürlich gentech-frei. Nach dem Rindfleisch-Skandal ist bei der Nr.2 im Schweizer Lebensmittelhandel grosse Zurückhaltung eingekehrt. Auf den drohenden Import von gentechnisch manipulierter Soja aus den USA angesprochen, lässt der Coop-Konsumentendienst verlauten: «Coop hat nicht die Absicht, selber aus den USA gentechnisch veränderte Sojabohnen und daraus hergestellte Produkte zu importieren». Hauptgrund: Die Kundschaft habe davon keinerlei Nutzen und eine klare Deklaration sei nicht möglich. Coop will deshalb seine Lieferanten in die Pflicht nehmen. Auch Monika Weber von der Abteilung Wirtschaftspolitik der Migros spricht sich gegen manipulierte Soja aus: «Die Migros will keine Gen-Soja. Wir nehmen unsere KonsumentInnen ernst».


Kontakt:
Stefan Weber, Koordinator Genschutz-Kampagne, 01 / 447 41 41