Zürich, 22. Mai 2015. Ein Grossteil der in Europa beheimateten Tier- und Pflanzenarten ist bedroht. Eine der Gründe sind industrielle Landwirtschaftspraktiken. Die dabei verwendeten Pestizide töten nicht nur Schädlinge, sie schaden auch anderen Lebewesen und Pflanzen. Oder können den Menschen krank machen. Das zeigt: Es braucht eine Agrarwende! Heute am internationalen Tag der Artenvielfalt veröffentlicht Greenpeace «Die Grundsätze ökologischer Lebensmittelerzeugung. Sieben Elemente der Landwirtschaft der Zukunft». Der Bericht zeigt, dass sich moderne Wissenschaft und der Respekt vor der Natur vereinbaren lassen. 


Monokulturen, Gentechnik, Kunstdünger und der massive Einsatz von Pestiziden sind Symptome eines kranken Systems, das von wenigen internationalen Agrochemiekonzernen kontrolliert wird. Diese Art von Landwirtschaft zerstört natürliche Ressourcen: Sie vernichtet Flora und Fauna – beispielsweise Bienen oder andere wichtige Bestäuber – und vergiftet unsere Gewässer, unsere Böden und unsere Nahrung. Sie gefährdet unsere Gesundheit und treibt Bäuerinnen und Bauern in den Ruin. Und sie verringert unsere Lebensmittelvielfalt dramatisch. Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden. Es braucht einen tiefgreifenden Wandel.

Greenpeace ist überzeugt, dass nur eine an ökologischen Prinzipien ausgerichtete Landwirtschaft, welche Menschen, Tiere, Gewässer und Böden schützt, zukunftsfähig ist und die Welternährung dauerhaft sichern kann. Sieben Grundsätze stehen dabei im Zentrum:

1. Souveränität über die Erzeugung von Lebensmitteln: Die Kontrolle über die komplette  Produktionskette in der Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft liegt bei den Produzenten und Konsumenten. Sie entscheiden, wie und was sie essen oder produzieren, nicht die allein an ökonomischen Interessen ausgerichteten Konzerne.

2. Einträgliche Einkommen und ländliche Entwicklung: Es gehört zur Absurdität des aktuellen Systems agrarindustrieller Produktion, dass Bauern und Landarbeiter als Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte am meisten unter Armut und einem unzureichenden Zugang zu ausreichend hochwertigen Lebensmitteln leiden.

3. Stabile Erträge und effiziente Nutzung: Ausreichend Nahrungsmittel für eine wachsende Weltbevölkerung zu erzeugen, verfügbar zu machen, diese gerecht zu verteilen und dabei gleichzeitig die natürlichen Ressourcen zu schonen und zu erhalten, ist eine enorme Herausforderung. Diese zu meistern, kann nur gelingen, wenn mit ökologisch nachhaltigen Methoden ausreichend stabile Erträge erwirtschaftet werden können.

4. (Arten-)Vielfalt: Vielfalt auf allen Ebenen der Produktion, vom Saatgut bis zur Landschaft, ist eine wesentliche Grundlage ökologischer Landwirtschaft. Die Biodiversität wird sowohl geschützt als auch genutzt. Mit ihrer Hilfe wird auch eine Vielfalt der Nahrung sichergestellt, die Basis einer ausgewogenen und gesunden Ernährung.

5. Gesunde Böden und sauberes, verfügbares Wasser: Ökologische Landwirtschaft erhöht und erhält die Bodenfruchtbarkeit ohne den Einsatz von Agrochemikalien. Böden werden vor Erosion, Verschmutzung und Versauerung geschützt. Humusgehalt und Wasserhaltevermögen erhöhen sich.

6. Ökologische Kontrolle von Schädlingen: Die Kontrolle von Schädlingen, Krankheiten und Unkräutern gelingt in der ökologischen Landwirtschaft ohne Agrochemikalien.

7. Widerstandsfähigkeit der Produktionssysteme im Klimawandel: Ökologische Landwirtschaft kann sich nicht nur besser auf den fortschreitenden Klimawandel einstellen, sie reduziert auch die Klimaeffekte der Landwirtschaft.

«Innovative, ökologische Produktionsmodelle müssen den einzelnen Menschen wieder ins Zentrum stellen», sagt Yves Zenger von Greenpeace Schweiz. «Es braucht Nahrung für alle – ohne die Umwelt zu belasten, ohne Menschen und Tiere unnötigen Chemikalien und Medikamenten auszusetzen, ohne grossflächige Monokulturen, ohne Biodiversitätsverluste. Die Bauern sollen nicht einfach Landarbeiter sein, sondern Fachleute, die unsere Lebensgrundlagen pflegen und gesunde Lebensmittel herstellen. Ökologische Landwirtschaft schützt die Biodiversität statt sie zu zerstören. Sie verbindet wissenschaftliche Innovation mit dem Wissen lokaler Bauern.»

Weiter Informationen finden Sie unter www.greenpeace.ch. Eine deutsche Zusammenfassung des Berichts finden Sie hier: http://bit.ly/1FrqTBk. Die ausführliche (englische) Originalversion finden Sie unter http://bit.ly/1JDx9sP

oder bei

Marianne Künzle, Leiterin Landwirtschaftskampagne Greenpeace Schweiz, +41 79 410 76 48

Yves Zenger, Mediensprecher Greenpeace Schweiz, +41 78 682 00 91