Die Schweizer Atomwirtschaft schätzt die Kosten für die Stilllegung und Entsorgung der AKW und deren Altlasten neu auf 22,8 Milliarden Franken; 10 Prozent mehr als bei der letzten Kostenschätzung vor 5 Jahren. Der weitere Anstieg ist mit Blick auf die Geschichte nicht überraschend – aber die Kosten sind noch immer zu tief veranschlagt.

«Die Atomindustrie hat nichts aus der Vergangenheit gelernt», kommentiert Stefan Füglister, Atomexperte für Greenpeace Schweiz, die heute publizierte neue Kostenschätzung des Branchenverbands swissnuclear. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie drastisch sich Bund und Stromwirtschaft verschätzt haben bei den Kosten für die Stilllegung der Schweizer AKW und der Entsorgung des Atommülls. Seit den ersten Schätzungen 1992 haben sich die geschätzten Kosten mehr als vervierfacht. Ein Endlager für hochradioaktive Abfälle wird nicht vor 2060 zur Verfügung stehen (statt wie noch in den 70er-Jahren versprochen im Jahr 2000), und jede Verzögerung bei der Inbetriebnahme des Lagers – und damit ist zu rechnen – sorgt für Mehrkosten von 2 Millionen Franken pro Woche. Mindestens. Dies hat der Endlager-Experte Marcos Buser in einem Bericht im Auftrag von Greenpeace Schweiz errechnet. Es ist also mit weiteren «Überraschungen» bei den Folgekosten der Atomstromproduktion zu rechnen.

Aufräumen statt reinvestieren
«Die Atomwirtschaft hat kommenden Generationen versprochen, die atomare Altlast zu tilgen. Dieses Versprechen wurde nicht eingelöst. Angesichts der wirtschaftlichen Schieflage der Stromkonzerne droht das im Gesetz festgehaltene Verursacherprinzip zu einer reinen Farce zu werden», sagt Stefan Füglister, Atomexperte für Greenpeace Schweiz. Für Greenpeace Schweiz zeigt das Beispiel, wie unvernünftig die ungehemmte Fortsetzung des Atomprogramms ist. Statt weiterhin in Nachrüstungen zu investieren und Atommüll zu produzieren, ist es an der Zeit alle Mittel und Kräfte für die Bewältigung des Atommüllproblems und eine rasche Energiewende einzusetzen.

Für weitere Informationen:

Marcos Buser, Endlager-Experte (zu seinem Bericht für Greenpeace Schweiz), 079 312 12 05

Thomas Mäder, Medienverantwortlicher Greenpeace Schweiz, 044 447 41 74,

Bericht von Marcos Buser zur Kostenentwicklung für Stilllegung der Schweizer AKW und Entsorgung des Atommülls (Januar 2016)