Transportunfälle mit radioaktivem Material, wie der heute morgen in Ostfrankreich entgleiste Zug, sind auch in der Schweiz jederzeit möglich: Jährlich gehen etwa zwanzig solche Transporte von den Schweizer Atomkraftwerken in die Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und England. Sie passieren dabei grosse Agglomerationen. Ab 1999 soll jede Woche hochradioaktiver Abfall in die Schweiz zurücktransportiert werden. Greenpeace fordert das Verbot der unnötigen Wiederaufarbeitung und das sinnlose Verschieben von Atommüll.

Zürich. Heute morgen um 7:30 Uhr entgleiste im französischen Bahnhof Perl-Apache an der deutsch-französischen Grenze ein Güterzug mit abgebrannten Brennelementen aus dem Atomkraftwerk Lingen im Emsland/Deutschland. Drei mit hochradioaktivem Abfall beladene Güterwagen und die Lokomotive sprangen aus den Schienen. Die Unfallursache ist noch unklar. Der Transport erfolgte in Excellox-Behältern; der Zug war von Deutschland durch Frankreich über Dünkirchen in die englische Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield unterwegs. Aus der Schweiz sind jährlich etwa zwanzig solche Atommüll-Transporte in die Wiederaufbereitungsanlagen von La Hague/Frankreich und Sellafield/England unterwegs. Die dabei verwendeten Transportbehälter sind entgegen der häufigen Behauptung nicht im Massstab 1:1 getestet worden und oft mit wesentlich höheren Geschwindigkeiten unterwegs, als dies in deren Auslegung berechnet und vorgesehen ist. Der heutige Unfall ist wahrscheinlich glimpflich abgelaufen: Eine höhere Geschwindigkeit, der Aufprall auf einen festen Widerstand oder ein anschliessender Brand hätten gravierende Auswirkungen haben können (der verwendete Behälter ist zwar auf Aufprall, nicht aber auf Brand getestet). Nach Fertigstellung des Zwischenlagers Würenlingen (Zwilag) im Jahre 1999 wird die Anzahl der Atommülltransporte durch die Schweiz massiv zunehmen: Wenn der hochradioaktive Abfall aus den Wiederaufarbeitungsanlagen zur Lagerung in die Schweiz zurückkehrt, ist mit wöchentlichen Transporten hochradioaktiven Abfalls zu rechnen. Diese Transporte durchqueren unter anderem folgende Agglomerationen: Basel (immer), Olten, Brugg, Baden, Zürcher Limmattal. Weltweit gehen nur gerade sieben der AKW-betreibenden Länder den Weg der Wiederaufarbeitung; die anderen ziehen die direkte Lagerung vor. Greenpeace fordert ein sofortiges Verbot der gefährlichen Transporte und der unnötigen Wiederaufarbeitung.

Kontakt:

Wendel Hilti, Koordinator der Anti-Atom-Kampagne, 01 / 447 41 25