Unreglementierte Feldtests mit genetisch manipulierten Pflanzen drohen, die Umwelt von Entwicklungsländern genetisch zu verschmutzen sowie deren Wirtschaft zu schädigen. Dies schliesst Greenpeace aus einer Fallstudie in Guatemala, welche am Montag zum Auftakt der globalen Verhandlungen für ein Biosicherheits-Protokoll (Biosafety Protocol) in Aarhus (Dänemark) veröffentlicht wurde.

Aarhus, Dänemark. Recherchen des Greenpeace Zentralamerika-Büros in Guatemala ergaben, dass eine der untersuchten Firmen, «Asgrow» mit Hauptsitz in den Vereinigten Staaten, keine Sicherheitsmassnahmen getroffen hatte, um Freisetzungen von genetischem Material ihrer gentechnisch veränderten Produkte zu verhindern. Asgrow hatte genetisch veränderte Tomaten, Kürbisse und Melonen nach Guatemala importiert und getestet. In Guatemala finden sich verschiedene traditionelle Tomaten- und Kürbissorten, womit eine genetische Verschmutzung ein akutes Risiko darstellt. Für diese beiden Arten stellt Guatemala geradezu ein Zentrum biologischer Vielfalt dar und somit eine Sicherheit für die künftige Nahrungsmittelproduktion. Diese könnte durch solche unverantwortlichen Aktivitäten zerstört werden. Guatemala besitzt keine geeignete Gesetzgebung, um den Import und die Handhabung von gentechnisch veränderten Organismen zu regulieren. Das Land wurde als Testfeld benutzt. Sogar das Landwirtschaftsministerium – Guatemalas zuständige Stelle für den Saatgutimport – war über die Tests nicht informiert worden. Nicht einmal eine vorgängige Mitteilung ging dort ein, trotz der ökologischen und ökonomischen Bedrohung. Tatsache ist, dass die Einfuhr von kommerziellen Arten die anderen Sorten total verdrängen und das Verschwinden von einheimischen Sorten beschleunigen könnte. Seit 1994 hat Greenpeace verschiedene illegale und unreglementierte Feldversuche mit Gentech-Pflanzen in Entwicklungsländern dokumentiert. «Es braucht eindeutig ein zwingendes Biosicherheits-Protokoll, welches nicht nur die grenzüberschreitende Bewegung von genetischem Material reguliert, sondern ebenso klare Regeln setzt, welche ausländische Firmen für den von ihnen zugefügten Schaden haftbar macht», erklärte Jester Grolin, politischer Ratgeber für Gentechnologie bei Greenpeace. Greenpeace drängt die Regierungen an den globalen Verhandlungen für ein Biosicherheits-Protokoll, ein Moratorium für alle Feldtests und Freisetzungen von genetisch manipulierten Organismen einzuführen, bis ein solches zwingendes Protokoll in Kraft ist. Die Schweiz hat sich bisher nicht für ein umfassendes Biosicherheits-Protokoll ausgesprochen. Dies ist umso brisanter, als auch Schweizer Firmen in Entwicklungsländern Freisetzungsversuche durchführen. Hintergrundinformation Gentechnologie erlaubt den Transfer von Genen zwischen total unverwandten Arten. So wurden etwa Gene von Menschen auf Fische übertragen, von Bakterien auf Pflanzen und von Tieren auf Gemüse. Auf diese Weise hoffen Lebensmittelfirmen, die Qualität von gewissen Nahrungsmitteln verbessern zu können. Unabhängige Studien, welche zur Zeit noch laufen, sollen beweisen, dass diese Art von Produkten keine toxischen Effekte oder allergische Reaktionen im Menschen verursachen. Ausserdem können genetisch manipulierte Pflanzen ihre «Fremdgene» auf verwandte wilde Arten übertragen und so eine genetische Verschmutzung von natürlichen Arten verursachen. Greenpeace glaubt, dass generell das Vorbeugeprinzip angewendet werden sollte, da sonst für die kommerziellen Interessen dieser Firmen die Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten aufs Spiel gesetzt wird. Das Biosicherheits-Protokoll wird als ein Teil der Rio-Biodiversitätskonvention (Biodiversity Convention) verhandelt.


Kontakt:
Jester Grolin: 0045 40 / 55 32 03
Greenpeace Schweiz, Isabelle Meister: 01 / 447 41 41
Greenpeace International, Luisa Colasimone: 0031 20 / 52 49 546