Seit heute früh besetzen AktivistInnen der Umweltschutzorganisation Greenpeace die Eingangsportale zum AKW Mühleberg. Sie fordern, dass der Altreaktor, der zurzeit in Revision ist, nicht mehr ans Netz geht. Der reparaturanfällige Atommeiler ist zum Tummelplatz für ehrgeizige Techniker verkommen und zur unverantwortbaren Gefahr für Mensch und Umwelt. Während der Revisionsarbeiten wurden Klammern in den maroden Kernmantel getrieben. Damit wollen die Arbeiter ein weiteres Wachstum der Risse verhindern.

Mühleberg. Nachdem Heerscharen von Technikern während fünf Wochen an Mühleberg herumgeflickt haben, soll das Atomkraftwerk wieder ans Netz gehen. Seit dem Schichtwechsel der Belegschaft heute früh sind die Eingänge zum Kraftwerksgelände geschlossen. Aktivistinnen und Aktivisten von Greenpeace haben sich an die Eingangstore gekettet, die Zugänge sind mit Atommüllfässern versperrt. Greenpeace fordert die definitive Stillegung des Schrottreaktors. Er stellt ein untragbares Risiko für Mensch und Umwelt dar. Drei wesentliche Faktoren machen seinen Betrieb extrem unsicher: – Mühleberg hatte immer ein Sicherheitsdefizit: Durch seine ungünstige Grundkonzeption erreichte der Altreaktor nie den technischen Standard neuerer Atomkraftwerke. – Die Ursache für das fortschreitende Wachstum der 1990 entdeckten Risse im Kernmantel des Reaktors konnte bis heute nicht gefunden werden. Provisorische Reparaturen ohne Sicherheitsnachweis können weder die Sicherheit des Kernmantels garantieren, noch ein Fortschreiten der Rissbildung verhindern. – Nach der Leistungserhöhung treten seit 1993 immer wieder unvorhergesehene Betriebsphänomene auf. Der Reaktor musste mehrfach heruntergefahren werden, weil die obersten Betriebsgrenzwerte erreicht wurden. Die Sicherheitsreserven haben entsprechend abgenommen. Die Bernischen Kraftwerke (BKW) als Betreiber des AKW Mühleberg verletzen den Grundsatz der grösstmöglichen Sicherheit in grobfahrlässiger Weise und missachten den politischen Willen der Berner Bevölkerung. Diese hat sich 1992 in einer Volksabstimmung gegen den Weiterbetrieb von Mühleberg ausgesprochen. Greenpeace fordert von der Hauptabteilung f��r die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) als Aufsichtsbehörde des Bundes, die Bewilligung zur Wiederaufnahme des Betriebs zu verweigern und eine Untersuchung der Unregelmässigkeiten anzuordnen. Eine Stillegung von Mühleberg in einer Zeit riesiger Stromüberschüsse würde die nötigen Impulse zum effizienteren Umgang mit den vorhandenen Stromressourcen geben und die Entwicklung alternativer Energiequellen begünstigen.

Kontakt:
Ueli Müller, Koordinator der Atomkampagne 01 / 447 41 41