Aufgrund der Totalverweigerung der USA steht das seit einer Woche im kolumbianischen Cartagena diskutierte «Biosafety Protocol» vor dem Scheitern. Die US-Delegierten wiesen am Montag alle Kompromissversuche für ein Protokoll über die biologische Sicherheit der Gentechnik zurück. Greenpeace fordert eine Fortsetzung der Verhandlungen auch ohne die USA.

Cartagena (Kolumbien). Das seit über zwei Jahren vorbereitete Biosafety Protocol soll weltweit gültige Mindeststandards und Grenzen für den Einsatz der Gentechnik festlegen. Nun droht es an der Blockadehaltung von nur sechs Staaten im Sande zu verlaufen. Die in der sogenannten Miami-Gruppe organisierten grossen Getreide-Exportnationen (USA, Kanada, Australien, Argentinien, Chile und Uruguay) haben seit einer Woche versucht, die Verhandlungen zu verzögern und das Abkommen so vage wie möglich zu halten. Insbesondere die Vertreter der USA stritten mehr für grösstmöglichen Freihandel und die uneingeschränkte Vermarktung von Gen-Produkten, denn für ein Abkommen über den sicheren Umgang mit denselben. Vor allem bei der Frage, ob auch gentechnisch veränderte Lebensmittel unter das Abkommen fallen sollten, stellten die Amerikaner auf stur. Ihrer Meinung nach sollen nur manipulierte Erbsubstanzen und Genpflanzen, die als Saatgut dienen, erfasst werden. Für alle anderen Fälle müsse keine Risikobewertung durchgeführt werden. Das Biosafety Protocol soll nach Meinung der US-Vertreter Staaten auch nicht das uneingeschränkte Recht gewähren, zur Gefahrenabwehr die Einfuhr von Gen-Produkten zu verbieten. Ein derartiger Beschluss wäre ein Freibrief für die Biotech-Konzerne und den weltweiten Ausbau des Handels mit Gen-Organismen. Ein solches UN-Protokoll wäre nicht einmal das Papier wert, auf dem es gedruckt würde. Denn in der Praxis verwenden insbesondere Landwirte in ärmeren Regionen und in Entwicklungsländern importiertes Getreide, das als Futter- oder Nahrungsmittel gekauft wurde, auch als Saatgut. Eine strenge Kontrolle unabhängig vom Verwendungszweck ist daher unabdingbar. Am Wochenende hatte Greenpeace erneut vor den Risiken einer ungehinderten und unkontrollierten Verbreitung genmanipulierter Tiere und Pflanzen gewarnt. Im kolumbianischen Santa Maria behinderten Aktivisten der Organisation den mit Gen-Mais beladenen Getreidefrachter MV Abydos an der Einfahrt in den Hafen. Mit Jet-Skis kreuzten die Greenpeacer vor dem Schiff und verzögerten so das Anlegemanöver. Auf mehreren Bannern prangte die eindringliche Warnung der Umweltschützer: «No imperialismo genetico!». Für die Cartagena-Konferenz bleibt zu hoffen, dass sich die übrigen Vertreter – neben der Miami-Gruppe immerhin 164 Staaten – dennoch auf ein Abkommen einigen. Gerade die Europäische Union als Global Player muss jetzt Initiative übernehmen, damit das Biosafety Protocol nicht vollkommen scheitert.


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