Heute haben Greenpeace-AktivistInnen den Sockel des Tell-Denkmals in ein Atommüll-Fass verwandelt und fragen: «Atommüll – wohin?» Die Gefahr ist gross, dass der Innerschweiz das nationale Atommüll-Endlager ohne demo-kratisches Mitentscheidungsrecht untergeschoben wird. Denn, auch nach 34 Jahren Atommüll-Produktion haben die schweizerischen AKW-Betreiber keine Lösung für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle. Nur mit der Annahme der beiden «Strom ohne Atom»-Initiativen am 18. Mai, wird das weitere Anwachsen des Atommüll-Berges gestoppt und demokratische Mitbestimmung gewährleistet sein.

Altdorf. Wilhelm Tell leistete Widerstand gegen Ungerechtigkeit und Willkür. Er weigerte sich, den Gessler-Hut zu grüssen, und wurde deswegen zum legendären Apfelschuss gezwungen. Kommt die Innerschweiz demnächst in eine ähnliche Lage, wenn von Bern her die Atom-Vögte in die Talschaft Uri Einzug halten? Werden sich Kanton und Gemeinden den Atommüll einfach unterjubeln lassen?

Seit 1972 sucht die Nationale Genossenschaft für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle (Nagra) erfolglos nach Standorten für Atommüll-Lager. Im März 2003 strich das Parlament das Vetorecht der Kantone. Gemäss dem neuen Kernenergiegesetz (KEG) können die Berner Behörden den Lager-Standort künftig diktieren. Die betroffene Bevölkerung wird entmündigt. In der Innerschweiz hatte die Atommüll-Agentur mehrere Gemeinden als mögliche Standorte im Auge. Mit ihrer Aktion weisen die Greenpeace-AktivistInnen darauf hin, dass mit der Annahme der «Strom ohne Atom»-Initiative das Mitentscheidungsrecht der Kantone und Gemeinden bei Atommüll-Lagern in der Bundesverfassung verankert würde.

Atommüll entsteht bei der Atomstrom-Produktion in Atomkraftwerken als unvermeidliches Abfallprodukt. Der hochradioaktive Abfall strahlt Millionen von Jahre weiter. Strahlenabfälle sind eine grosse Gefahr für die nachkommenden Generationen. Je länger die Atomkraftwerke weiter laufen, desto grösser wird der Abfallberg. Die Atom-Manager wollen ihre Atommüll-Fabriken 60 Jahre oder länger betreiben. Mit ihrer Aktion machen die Greenpeace-AktivistInnen darauf aufmerksam, dass mit der Annahme der «Strom ohne Atom»-Initiative die Betriebsdauer auf 30 Jahre beschränkt und dadurch die Menge des gefährlichen Atommülls auf die Hälfte vermindert würde. Der täglich anfallende Atommüll ist das Gefahrengut mit der grössten schädlichen Langzeitwirkung. Darum sollen Atommüll-Lager im Boden errichtet werden. Ob sie allerdings über eine Million Jahre dicht bleiben und die schleichende Ausbreitung der Radioaktivität verhindern, kann kein Mensch mit Sicherheit voraussagen.