Anlässlich einer Begehung der Chemiemülldeponie Bonfol/JU zwei Jahre nach dem Sanierungsentscheid ziehen Greenpeace und Pro Natura Jura stellvertretend für das Collectif Bonfol Bilanz: Das Sanierungsprojekt stockt und die Unzufriedenheit gegenüber der Basler Chemischen Industrie (BCI) wächst. Das Collectif Bonfol wirft der BCI Intransparenz, fehlende Kooperationsbereitschaft und eine mangelhafte Projektorganisation für die Totalsanierung der Sondermülldeponie Bonfol vor. Das von der BCI selbst erklärte Ziel, die Deponie zu sanieren, scheint in weiterer Ferne denn je.

Bonfol. Vor genau zwei Jahren, am 13.7.2000,
beendete Greenpeace die erfolgreiche zweimonatige Besetzung der
maroden Deponie, nachdem die Basler Chemische Industrie (BCI) dem
Druck der Umweltorganisationen und Behörden nachgegeben und in die
Totalsanierung eingewilligt hatte.

Das Collectif Bonfol* und Greenpeace reagieren mit der heutigen
Begehung auf die wachsende Unzufriedenheit gegenüber der BCI, die
vor zwei Jahren versprochen hatte, «ihre Verantwortung für die
Deponie ohne Einschränkung wahrnehmen zu wollen und alles zu tun,
um Risiken für Mensch und Umwelt dauerhaft auszuschliessen». Doch
die BCI scheint bis heute unfähig gewesen zu sein, eine
Projektstruktur zu schaffen, die der Grösse von Bonfol angepasst
ist. Mehr noch: Sie scheint auch nicht willens zu sein, gegenüber
ihren Partnern minimale Transparenz und Kooperationsbereitschaft zu
gewährleisten. Sei es, dass die BCI immer wieder die Herausgabe von
Informationen und Dokumenten verweigert oder sei es, dass sie
kurzfristig Sitzungen platzen lässt, wie jüngst die Réunion
Technique, ein internationales Expertengremium zur Klärung der
Grundwasserverschmutzung. Aktuellstes Beispiel für die nicht
kooperative Haltung der BCI ist die Neugründung der «Betriebs-AG»,
mit der die BCI die Rechtsform der Projektorganisation geändert
hat, ohne vorher ihre Partner – vorab den Kanton Jura als zentrale
Kontrollinstanz des Sanierungsprojekts – konsultiert zu haben. Die
Intransparenz gipfelt jedoch in der Veröffentlichung des so
genannten «Fortschrittsberichtes»: Das Dokument, welches über den
Verlauf des Sanierungsprojektes informieren soll, ist derart
substanzlos, dass es an Unverschämtheit grenzt, wie die jurassische
Kontrollbehörde und die Öffentlichkeit halbjährlich mit nur sieben
Seiten abgespeist werden.

Dabei wird auch offensichtlich, dass die jurassische
Umweltbehörde OEPN mit Mitteln und Stellen unterdotiert ist. Das
hat auch die jurassische Regierung richtig erkannt. Das Collectif
Bonfol wertet daher die angelaufene Reorganisation innerhalb des
OEPN als positiv und unterstützt alle Bestrebungen für die
Schaffung einer neuen Fachstelle zur Führung des Dossiers
Bonfol.

Das Collectif Bonfol und Greenpeace werden sich in Zukunft noch
stärker für die möglichst schnelle und sichere Totalsanierung
engagieren und fordern daher prompte Massnahmen:

<sum> Absolute Transparenz und Kooperation sowie eine
substanziell verbesserte Projektorganisation seitens der BCI. Die
BCI muss die Totalsanierung ohne Einschränkung vorantreiben

<sum> Umsetzung der angelaufene Reorganisation des OEPN,
damit die jurassische Umweltbehörde ihre Kontroll- und
Koordinationsfunktion verbindlicher wahrnehmen kann.

<sum> Lückenlose Erfassung der aktuellen
Verschmutzungs-Situation um die Deponie, welche von der BCI
heruntergespielt wird. Die eigentlichen Sanierungsvorbereitungen
müssen beschleunigt werden und parallel zur Erfassung des
Ist-Zustandes erfolgen.

*Das Collectif Bonfol ist ein Zusammenschluss von NGOs und
«collectivités territoriales», welche sich für die möglichst rasche
und sichere Totalsanierung in Bonfol engagieren: Franche-Comté
Nature et Environnement, Gewerkschaft Bau und Industrie (GBI-Jura),
Greenpeace, Pro Natura-Jura, Solidago Münchenstein (Verein für
Biologisch-dynamische Landwirtschaft), Syndicat mixte pour
l’aménagement et renaturation du bassin versant de la Largue et du
secteur de Montreux (SMARL), WWF-Jura

Kontakt:

Greenpeace, Matthias Wüthrich 01 447 41 31 (dt), Clément Tolusso
(fr) 079 213 41 06