In der Schweiz gelangen zu viele Pestizide in die Umwelt. Deren Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier sowie die Lebensräume sind bedrohlich. Die Umweltorganisationen Greenpeace, Pro Natura, SVS/BirdLife Schweiz und WWF legen dem Bundesrat eine Anleitung zur Pestizidreduktion vor und fordern ihn zur Ausarbeitung und Umsetzung eines griffigen nationalen Pestizidreduktionsplans auf.

Die Umweltorganisationen Greenpeace, Pro Natura, SVS/BirdLife Schweiz und der WWF legen dem Bundesrat eine Anleitung zur Pestizidreduktion vor. Die Quintessenz daraus: Der Bund muss Reduktionsziele festlegen, besonders gesundheits- und umweltgefährdende Pestizide verbieten und den Einsatz von alternativen Pflanzenschutzmethoden vorantreiben.

70 Prozent der Gewässer betroffen

Pestizide sind giftige Chemikalien, von denen in der Schweizer Landwirtschaft immer grössere Mengen eingesetzt werden. Zwischen 2006 und 2011 sind die Verkaufsmengen um rund 16 Prozent gestiegen und das, obwohl die eingesetzten Pestizide immer wirksamer werden. Die Gefahr für Umwelt und Gesundheit ist enorm. Bereits heute sind 70 Prozent der Schweizer Oberflächengewässer nachweislich mit Pestiziden verunreinigt. Der Mensch nimmt Pestizide hauptsächlich über Nahrungsmittel auf. Zusammen mit anderen Chemikalien des täglichen Lebens, wie zum Beispiel Kosmetika, Waschmitteln oder Haushaltreiniger, entstehen Giftcocktails mit unvorhersehbarer Wirkung. Die Agrochemikalien schädigen aber auch Bienen, Frösche, Fische, Vögel und viele weitere Lebewesen.

Dänemark macht es vor

«Die Probleme der Pestizidbelastung müssen an ihrer Wurzel angepackt werden», sagt WWF-Expertin Daniela Hoffmann. «Konkret heisst dies, den Pestizideinsatz und das Pestizidrisiko mit Hilfe eines Reduktionsplans zu verringern. Dies ist der wirkungsvollste Schutz für unsere Gesundheit und die Natur.» Dass ein solcher Weg möglich ist, zeigt uns Dänemark. Das Land erliess bereist im Jahr 1986 einen Pestizidaktionsplan und setzt sich das ambitionierte Ziel, das Pestizidrisiko für Bevölkerung und Umwelt zwischen 2012 und 2015 um 40 Prozent zu reduzieren. Die Europäische Union hat ebenfalls den Handlungsbedarf erkannt und alle Mitgliedsstaaten verpflichtet, Aktionspläne zu erstellen. In der Schweiz hinkt man hinterher: Zurzeit wird im Rahmen der Beantwortung des Postulats Moser (12.3299) erst geprüft, ob es in der Schweiz ebenfalls einen Aktionsplan zur Pestizidreduktion braucht. Die Umweltverbände sagen JA zu einem solchen Aktionsplan und zeigen auch gleich auf, wie dieser aussehen kann.

Wieder die Führungsrolle übernehmen

«Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass das Risiko von Pestiziden immer wieder falsch eingeschätzt wurde», sagt Daniela Hoffmann. Pestizide, wie das berühmt berüchtigte DDT, wurden trotz früher Warnsignale als harmlos dargestellt und zum Schaden von Mensch und Umwelt intensiv eingesetzt. Der Bundesrat wird aufgefordert, aus den vergangenen Fehlern zu lernen und mit einer fortschrittlichen Pestizidpolitik unsere Gesundheit und die Umwelt vor grösserem Schaden zu bewahren. Als die Schweiz 1972 die Verwendung von DDT in der Landwirtschaft verbot, tat sie dies 20 Jahre vor Deutschland. Greenpeace, Pro Natura, SVS/BirdLife Schweiz und WWF fordern den Bund dazu auf, diese Führungsrolle von damals wieder zu übernehmen.

Nationaler Plan zur Pestizidreduktion

Die wichtigsten Forderungen an den Bundesrat

  • Setzen ambitionierter und messbarer PestizidreduktionszieleVerbot besonders umwelt- und gesundheitsgefährdender Pestizide
  • Offenlegung der Beurteilung von Pestiziden, aufgrund derer der Bund eine Pestizidzulassung erteilt
  • Offenlegung der Pestizidbelastung der Bevölkerung und der Umwelt
  • Erforschen und Vorantreiben alternativer Pflanzenschutzmethoden
  • Umfassende und unabhängige Pflanzenschutzinformation und -beratung für Landwirtinnen und Landwirte
  • Schaffung von Anreizen für Systeme und Techniken zur Pestizidreduktion
  • Verbot konventioneller Pestizide für den Privatgebrauch
  • Beteiligung am Pestizidreduktionsplan verschiedenster Verwaltungseinheiten und zivilgesellschaftlicher Organe.