Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, lernt man zu schwimmen oder versucht etwas gegen das steigende Wasser zu tun. Die kleine Inselgruppe Mikronesien im Westpazifik hat sich für zweiteres entschieden. Sie bietet Tschechien und dem Energiekonzern CEZ die Stirn und fordert: Keinen weiteren Ausbau des höchst klimaschädlichen Braunkohlekraftwerks Prunérov 2!


© Jiri Rezac / Greenpeace

Das fordert auch Greenpeace und steigt dem Betreiber des Kraftwerks aufs Dach. In den frühen Morgenstunden klettern Greenpeace-Aktivisten auf den 300 Meter hohen Schornstein von Prunérov 2.

«Global shame» (Globale Schande) steht auf dem Banner der Klimaschützer. Mit ihrer Aktion fordern sie den Stopp des Baus von drei neuen klimaschädlichen Braunkohleblöcken und das Abschalten der bestehenden Kraftwerksblöcke spätestens im Jahr 2015.

Die tschechische Regierung muss eine Umweltverträglichkeitsprüfung des Kraftwerks Prunérov 2 durchführen. Eine endgültige Entscheidung steht immer noch aus, obwohl sie längst überfällig ist. Mikronesien will Tschechien dazu bewegen, Energie auf fortschrittliche und nachhaltige Weise zu gewinnen, statt weiterhin Unmengen an CO2 in die Atmosphäre zu pusten. Der CO2-Ausstoss durch Braunkohlekraftwerke ist eine reelle Bedrohung für Mikronesien. Der Meeresspiegel steigt, wenn die C02-Emissionen steigen.

Wie ernst die Auswirkungen eines Ausbaus von Prunérov 2 für die Umwelt wären, zeigen die Gewissensbisse des tschechischen Umweltministers Jan Dusik. Donnerstagabend ist er von seinem Amt zurückgetreten, weil er die Folgen einer Prunérov 2-Erweiterung nicht verantworten kann. Greenpeace rechnet ihm dieses Verantwortungsbewusstsein hoch an.

Die Einmischung der Inselstaaten in die Politik eines so weit entfernten Landes kann als Meilenstein und als Vorbild für andere Staaten betrachtet werden. Wenn Tschechien sich aufgrund der Forderung Mikronesiens gegen einen Ausbau Prunérovs entscheidet, werden möglicherweise andere Länder, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, nachziehen. Alles deutet darauf hin, dass in Zukunft Klima-Täter und Klima-Opfer in einer neuen Beziehung zueinander stehen. Der Anfang ist gemacht, dass Konflikte, die global sind, auch global ausgetragen werden.

Obwohl die Folgen des Klimawandels sich bereits durch Wirbelstürme, Tsunamis, Überschwemmungen und Dürre weltweit bemerkbar machen, reagieren einige der Verursacher mit Gleichgültigkeit. Anstatt in erneuerbare Energien zu investieren, setzen sie weiterhin darauf, fossile Brennstoffe zu verfeuern. Auch ihnen sollte bewusst werden, dass ohne die Reduktion von CO2-Emissionen, verursacht hauptsächlich von Kohlekraftwerken, an eine Klimarettung nicht zu denken ist.

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