Angela Merkel at COP15

© Bas Beentjes / Greenpeace

Wäre Greenpeace eine Partei, sie wäre längst gewählt. Das sagen derzeit zumindest 26 Prozent der Wähler in Deutschland. Das ergaben jüngste Erhebungen der Forsa-Gesellschaft. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass damit eine fiktive Greenpeace-Partei die real existierende SPD (SPD, 23 Prozent Stimmenanteil) überholt.

Unter den Wählern zwischen 18 und 29 Jahren lag die Zahl der Befürworter einer Greenpeace-Partei sogar bei 30 Prozent. Darüber hinaus sind 65 Prozent der über 18 Jährigen auch der Meinung, dass die Organisation Greenpeace das ökologische Bewusstsein der deutschen Bevölkerung positiv und nachhaltig beeinflusst. Anlässlich des anstehenden 40sten Geburtstags von Greenpeace ist das ein angenehmes Ergebnis.

Das soll aber nicht von gewissen Besorgnis erregenden Zuständen im nördlichen Nachbarland ablenken: Erst gestern beschloss die deutsche Bundesregierung, den Atomausstieg zu kippen und die Laufzeit der AKWs um acht bis 14 Jahre zu verlängern. Umso schlimmer, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel damit nicht nur ihre eigene Wählerschaft ignoriert – eine Mehrheit von 56 Prozent der konservativen CDU-Anhänger sprechen sich gegen eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten aus – sondern praktisch eine ganze Nation übergeht: 72 Prozent der Deutschen wollen den Ausstieg aus der Atomenergie. Trotzdem räumt Merkel den Atomkonzernen eine Marktmacht und Zusatzgewinne von 35 Milliarden Euro ein. Und sie verhindert so den Ausbau der erneuerbaren Energien.

Protest regt sich nicht nur im eigenen Land, auch Österreich äusserte sich empört. Man fühle sich von den Atomplänen der deutschen Regierung zu bedroht, liess der österreichische Umweltminister Nikolaus Berlakovich verlauten. Zu Recht, denn dass die älteren Meiler so marode sind, dass eine einfache Panzerfaust schon für eine Kernschmelze sorgen würde, interessiert anscheinend niemanden. Die offizielle Eidgenossenschaft hält sich indes bedeckt, wohl um sich Merkelsche Optionen selbst offen zu halten… Bedenklich.

Wohin in Deutschland der Berg von Atommüll soll, der bei einer Laufzeitverlängerung auf mindestens 5.000 Tonnen oder umgerechnet 500 Castor-Transporter anwachsen wird, weiss man natürlich auch nicht. Und trotzdem rollen die ersten Castoren schon Richtung Gorleben, wo sie am 6. November eintreffen sollen. Wieder machen sich Zigtausende Menschen bereit zum Protest. Es scheint ein heisser Herbst zu werden, dort drüben in Deutschland.

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