Dienstag, 12. Juni 2012

Greenpeace zeigt in der Nähe der Chemiemülldeponie Bonfol, dass es der Basler Chemischen Industrie (BCI) auf die Finger schaut.
07/13/2005, © Ex-Press / David Adair

 

Die Basler Chemische Industrie (BCI, u.a. Novartis, Roche, BASF, Syngenta) hat das Versprechen nicht eingehalten, dass die Arbeiter beim Ausgraben der Chemiemülldeponie Bonfol nicht mehr giftigen Schadstoffen ausgesetzt sind als auf normalen Baustellen. Dies belegen interne Dokumente, die das Collectif Bonfol (CB), dem auch Greenpeace angehört, nun veröffentlicht hat.

Was war geschehen?  Im Mai 2010 hatte der Kanton Jura die BCI beauftragt, die Konzentration von zwölf Schadstoffen in der Luft innerhalb der Schutzanzüge (Stufe 5) von Arbeitern in der Abfallbearbeitungshalle (Lot B) zu messen. Denn: Wenn Schadstoffe durch einen Schutzanzug hindurch gelangen, besteht die Gefahr, dass die Giftstoffe via die Haut in den Körper der Arbeiter gelangen.  Und tatsächlich: Im Mai 2010 wies das Labor Encoma in den Schutzanzügen bis zu elf der gesuchten zwölf Schadstoffe nach. Der Wert für Benzol überschritt zum Teil die maximale zulässige Arbeitsplatzkonzentration (Mak-Wert) sogar zum Teil innerhalb des Anzugs, wie aus dem bisher unveröffentlichten Analysebericht vom 22. Mai 2010 hervorgeht. Encoma folgert: «Die Anzüge der Schutzstufe 5 beim Los B lassen eine Diffusion der Schadstoffe zu.» Sie liege nach einer Zeitspanne von drei Stunden zum Teil «gleich hoch wie ausserhalb des Anzugs.» Encoma folgert: Die Verwendung der Schutzanzüge der Schutzstufe 5  im Lot B «ist zu überdenken».

Neben den zwölf gesuchten Schadstoffen hat es noch zahlreiche andere Giftstoffe in der Luft der Bonfol-Hallen. Diese können – wie die gemessenen Schadstoffe – ebenfalls durch die Schutzanzüge eindringen, sind aber teilweise nicht messbar bzw. über ihre Giftigkeit ist nichts bekannt. Passieren solche Schadstoffe die Schutzanzüge, setzt die BCI ihre Arbeiter  schwer einschätzbaren Risiken aus.

Am 30. Juni 2010 scheiterten weitere Messungen in den Schutzanzügen von Lot B, weil die Feuchtigkeit darin zu hoch ist. Am 7. Juli 2010 ereignete sich in der Aushubhalle Lot A eine schwere Explosion. Ein Arbeiter wurde verletzt. Zudem trat aus der Halle eine Chemiestaub-Wolke aus. Fast ein Jahr lang standen die Arbeiten still. Am 18. Mai 2011 nahm die BCI die Aushubarbeiten wieder auf. Im Lot B aber verpackten die Arbeiter wie vor der Explosion den Chemieabfall weiterhin in Anzügen der ungenügenden Schutzstufe 5 für den Abtransport, wie aus dem erwähnten unveröffentlichten Protokoll hervorgeht.

Zwar behauptet die BCI in ihren Sanierungsberichten, in der Deponie Bonfol sei Benzol der wichtigste und gefährlichste Schadstoff. Wie erwähnt hat die BCI Benzol auch innerhalb der Schutzkleidung der Arbeiter sogar über den Mak-Wert gemessen. Doch im September 2011 geschieht gemäss Informationen der «Tageswoche» erstaunliches: Benzol wird als wenig aussagekräftig bezeichnet und aus dem Untersuchungsprogramm der Arbeiter gestrichen. Dies geschieht einen Monat nachdem der jurassische Arbeitsinspektor Parrat im August 2011 festgehalten hatte, das Problem der Schutzanzüge der Stufe 5 sei noch immer nicht gelöst.

Unterdessen setze man die Anzüge mit sauberer Luft unter Überdruck, damit keine Schadstoffe eindringen können, wie die BCI gegenüber dem «Journal du Jura» und der «TagesWoche» betonen. Jedoch: Je nach Einsatzgebiet der Arbeiter sei es noch immer möglich, dass Anzüge mit unterschiedlichem Schutzniveau zum Einsatz kämen.

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