Vor zwei Wochen tagte in Singapur zum zehnten Mal der  Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO).  RSPO zertifiziertes Palmöl sollte unter anderem garantieren, dass keine weiteren Regenwälder und Torfmoorgebiete für die Palmölproduktion zerstört werden. Viele Firmen, darunter auch wichtige Schweizer Palmölverarbeiter wie Migros und Coop, haben sich in den letzten Jahren zu RSPO-zertifiziertem Palmöl verpflichtet und dies auch öffentlich angekündigt. Banken wie Credit Suisse und UBS sind ebenfalls RSPO-Mitglieder und bevorzugen RPSO-Mitglieder bei Investitionen und weiteren Geschäften im Palmölsektor. Eine Liste aller Schweizer RSPO-Mitglieder ist hier zu finden.

Vor zwei Wochen tagte in Singapur zum zehnten Mal der  Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO).  RSPO zertifiziertes Palmöl sollte unter anderem garantieren, dass keine weiteren Regenwälder und Torfmoorgebiete für die Palmölproduktion zerstört werden. Viele Firmen, darunter auch wichtige Schweizer Palmölverarbeiter wie Migros und Coop, haben sich in den letzten Jahren zu RSPO-zertifiziertem Palmöl verpflichtet und dies auch öffentlich angekündigt. Banken wie Credit Suisse und UBS sind ebenfalls RSPO-Mitglieder und bevorzugen RPSO-Mitglieder bei Investitionen und weiteren Geschäften im Palmölsektor. Eine Liste aller Schweizer RSPO-Mitglieder ist hier zu finden.

Migros hat sich zum Ziel gesetzt, spätestens bis 2015 ausschliesslich nachhaltig produziertes, zertifiziertes Palmöl in der M-Industrie zu verwenden. Coop will bis 2013 80% des Palmöls in Coop-Eigenmarkenprodukten durch RSPO-Palmöl ersetzen. Sie sind damit in bester Gesellschaft. Praktisch alle grossindustriellen internationalen Lebensmittelhersteller haben 2015 als magisches Datum gewählt, bis zu welchem sie nur noch 100-%-zertifiziertes RSPO-Palmöl beziehen wollen. Heisst dies, dass wir ab 2015 wieder mit bestem Gewissen unser Glacé geniessen und danach die Zahnpasta einsetzen können? Dies sind zwei der unzähligen Produkte die Palmöl beinhalten.

Leider nein. Das RSPO-Label verharrt als Minimalstandard, welcher ganz zentrale Nachhaltigkeitsaspekte ignoriert und nicht mal die Rückverfolgbarkeit vom gelieferten Palmöl anbieten kann –  es sei denn, man zahlt einen Aufpreis den schlussendlich doch niemand bezahlen will. RSPO -Kriterien vermögen bisher nicht den immensen Treibhausgasausstoss zu verhindern, welcher mit der Umwandlung von Torfmoorwäldern zu Plantagen in Südostasien verbunden ist. In Zentral- und West-Afrika, dem neuen Wilden Westen der Palmölindustrie, hören wir wöchentlich von Konflikten zwischen RSPO-Plantagenbetreibern und der lokalen Bevölkerung. Auswirkungen des so genannten Landgrabbings:  In vielen Fällen werden die ansässigen Gemeinschaften enteignet oder ihrer Landrechte beraubt – trotz RSPO-Zertifizierung.

Was können wir nun von unseren Firmen erwarten, welche alle auf RSPO Palmöl setzen? Als erster Schritt müssen die RSPO-Kritierien dringend angepasst und gestärkt werden. Zur Zeit läuft bis am 30. November ein Kriterien-Review. Wir erwarten im Namen aller besorgten Konsumenten, dass nun endlich gehandelt wird und haben folgenden Brief mit konkreten Änderungsvorschlägen weltweit an RSPO-Mitglieder geschickt.

Dann muss so schnell wie möglich die vollständige Rückverfolgbarkeit von importiertem Palmöl vorangetrieben werden. Diesbezüglich sind auch die Schweizer Raffinerien wie Nutriswiss, Florin und Adolf Grüninger AG gefordert. Ohne Rückverfolgbarkeit tappen Abnehmer im Dunkeln und können nachhaltiges nicht von unökologischen Palmöl unterscheiden, RSPO hin oder her.

Greenpeace hat letzte Woche  eine so genannte Scorecard zu den elf weltweit grössten Palmöl-Produzenten publiziert. Diese zeigt auf, dass die meisten sich zwar mit dem RSPO-Label schmücken, aber bisher nur wenige konkrete Aktionspläne haben, mit welchen sie Wald- und Moorschutz garantieren und sich zu einer effektiven Eindämmung von Treibhausgasausstoss verpflichten. Schlussendlich müssen unsere Palmölimporteure und –endabnehmer alle Produzenten, welche keine zusätzlichen Policies und Aktionspläne zusätzlich zum schwachen RSPO-System liefern können, aus ihren Lieferketten verbannen. Endabnehmer müssen diesbezüglich klare Forderungen an ihre Liefernanten stellen.

Unter den Produzenten gibt es inzwischen hoffnungsvolle Beispiele wie das von Golden Agri Ressource (GAR) in Indonesien. GAR hat sich als nach einer mehrjährigen internationalen Greenpeace-Kampagne anfangs 2011 endlich zu einer griffigen Waldschutz-Policy durchgerungen und sich zu zusätzlichen Massnahmen verpflichtet. Unter den Abnehmern hat momentan klar Nestlé die Nase vorn mit der Umsetzung ihrer Responsible Sourcing Guidelines. Ob diese zwei wichtigen Player ihre Aktionspläne auch effektiv durchsetzen können wird erst in ein bis zwei Jahren definitiv beurteilbar.  Wir versuchen, die GAR-Aktivitäten in Indonesien mittels Satellitenmonitoring und Feldbesuch zu überwachen.

Dies sind jedoch erst Ausnahmebeispiele. Es sind alle dringend gefordert – Produzenten, Lieferanten, Abnehmer und Regierungen – den Palmölsektor endlich nachhaltig zu verändern.  Solange der Branche Ambitionen und klare Leitlinien fehlen, bleibt der RSPO eher eine Greenwashing-Etikette als ein glaubwürdiges Zertifizierungssystem für nachhaltiges Palmöl.

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© Ulet Ifansasti / Greenpeace

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