Korallenriff im Addu Atoll in den Süd-Malediven

© Paul Hilton / Greenpeace

Dreiviertel des Kampagnenteams haben die Rainbow Warrior in den Malediven am Vorabend bereits verlassen um die Dokumentationsarbeit einer der nachhaltigsten Fangmethoden der Welt –  Pole & Line –  zu beenden.
 
Ohne alle diese liebgewonnenen Menschen um uns herum wirkte das Schiff auf einmal so riesig und leer. Glücklicherweise änderte sich das bereits am Morgen des darauffolgenden Tages als die Rainbow Warrior von einer Schar hunderter maledivischer Schüler und Schülerinnen zwischen 13 und 17 Jahren eingenommen wurde.
 
Ich weiss nicht wer aufgeregter war, die Teenager an Bord zu haben. Wir oder die Kids.
 
Die Malediven sind in jeder Hinsicht ein spezielles und vorbildliches Beispiel der Fischereiindustrie, ganz besonders wenn es um Thunfisch geht. Das Land verweigert jeglichen ausländischen industriellen Fischereiflotten den Fang von Thunfisch in seinen Gewässern und fördert dagegen kleine, einheimische Pole&Line-Fischereien. Diese traditionelle Fischereimethode wird seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben und hat sich über die Jahre hinweg so gut wie nicht verändert.
 


© Paul Hilton / Greenpeace

Weltweit sieht es leider anders aus: Wegen der übermässigen Plünderungen unserer Ozeane durch Monstertrawler, Tausenden von Longlinern und Ringwaden-Fischerbooten sind die globalen Fischbestände extrem gefährdet – und oft bis an den Rand der Ausrottung überfischt. Künftige Generationen werden vielleicht nicht mehr in der Lage sein, Fisch aus unseren Weltmeeren zu fangen. Weil keiner mehr da ist.
 
Während ich die Schulklasse durch das Schiff führe, denke ich darüber nach, dass diese Jugendlichen vielleicht nie in der Lage sein werden ihren Kindern die traditionelle Fangmethode für Thunfisch beizubringen –  schlimmer noch, ihren Kindern vielleicht nie zeigen können, wie ein Thunfisch aussieht oder schmeckt. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken und ich bin traurig als ich in diese fröhlichen Gesichter blicke. So unschuldig und noch viel zu jung um um ihre Zukunft zu fürchten.
Pablos Stimme bringt mich zurück in die Gegenwart. Der argentinische Matrose ist gerade dabei die Geschichte der Rainbow Warrior zu beenden.
 
Nun bin ich an der Reihe, den Schülern unsere Kampagne zu erklären und weswegen wir hier sind.
 


© Paul Hilton / Greenpeace

Ich hole weit aus und nehme die Kids mit auf eine Reise, die in Durban ihren Anfang genommen hatte als die Rainbow Warrior im September ihre Segel setze. Ich erzähle von den fantastischen marinen Lebensformen des Indischen Ozeans und den Walen, die die Crew des ersten Teils der Route beobachten konnte. Ich berichte von der Zusammenarbeit von Greenpeace und den mosambikanischen Fischereibehörden, um die Gewässer zu kontrollieren. Ich erzähle wie ausländische Fischereiflotten die Meere vor Mosambik plündern, wie sie Thunfisch und Haie in grossen Mengen fangen.
 
Ich blicke in erstaunte Gesichter und grosse Augen, als ich erkläre, dass das Fangen und Finnen (die Flossen und Finnen abschneiden) von Haien seit Jahren ein weltweit boomendes Geschäft ist, da die Nachfrage nach Haiflossen besonders in Asien immer weiter steigt und das Geschäft, so sinnlos und brutal es auch ist, extrem lukrativ ist.
 
Ein Mädchen fragt mich ungläubig, ob die Zahlen wirklich stimmen, als ich aufzähle, dass jede Stunde 8000 Haie auf diese Weise sterben müssen, bloss damit ihre getrockneten Flossen in einer geschmacklosen, als Statussymbol geltenden Suppe enden können. Das seien 73 Millionen Haie jedes Jahr. Ich muss selbst zugeben, dass diese Zahl so unglaublich hoch ist, dass es schwer vorstellbar ist. Traurigerweise ist sie jedoch korrekt. Vielleicht sogar höher.
 


© Paul Hilton / Greenpeace

Nichts desto Trotz besteht noch Hoffnung für unsere Ozeane. Und ich erzähle von den erfolgreichen Treffen die wir in einem der bedeutendsten Regionen des Thunfischfangs – in Port Louis/Mauritius – hatten.
 
In unserer Arbeit ist es enorm wichtig, gut zuzuhören und von Gesprächen mit lokalen Fischern, NGOs, Ministern, Vertretern der Industrie und der Regierung zu lernen. Denn nur wenn wir verstehen, wie sie alle denken, arbeiten und handeln können wir gemeinsam den Weg der Veränderung in eine nachhaltige Fischereiindustrie und Zukunft beschreiten.
 
Die letzte Station bei der Besichtigung der Rainbow Warrior ist das Heli-Deck wo unser Helikopter geparkt ist. Das ist beeindruckend. Und extrem wichtig. Denn mit seiner Hilfe ist es uns möglich, ein weites Gebiet aus der Luft nach illegalen, nicht-regulierten und nicht-dokumentierten (IUU) Fischerbooten abzusuchen. Solchen, wie wir ihnen auf dem Transit von Mauritius zu den Malediven in einem der grössten marinen Schutzgebieten der Welt begegnet sind.
 
Die Schüler machen viele Bilder von der Rainbow Warrior, vom Helikopter und von uns. Sie stellen Fragen, sie kichern und lachen –  und dann sind sie auch schon weg und das Schiff ist wieder leer.
 
Alles hat ein Ende –  und so endet auch unsere Schiffstour im Indischen Ozean.
 
Doch das bedeutet nicht, dass es vorbei ist. Unsere Arbeit ist noch nicht beendet. Wir kämpfen weiter für eine nachhaltige Fischerei, wir kämpfen weiter gegen illegale, nicht-regulierte und nicht-dokumentierte Fischereiaktivitäten, wir kämpfen weiter gegen die Plünderung unserer Meere, wir kämpfen weiter für die Erschaffung von Meeresschutzgebieten und wir kämpfen weiter für diese Kinder, und die Generationen der Zukunft für die sie stehen.
 
Wir kommen wieder zurück in den Indischen Ozean. Kommt ihr mit? 

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