Trotz Verbot: Die «Wände des Todes» töten weiter.
Zielarten: Schwert- und Thunfisch, Lachs in der Ostsee
Treibnetze bestehen aus feinen, durchsichtigen und sehr reissfesten Kunststofffasern. Sie sind an der Wasseroberfläche an Bojen befestigt und an der Unterkante mit Gewichten versehen. Treibnetze sind preiswert und können von relativ kleinen Schiffen ausgesetzt werden. Oft werden sie erst nach mehreren Tagen wieder eingeholt. In der Zwischenzeit treiben sie knapp unter der Wasseroberfläche als «Wände des Todes» mit den Meeresströmungen umher und fischen alles ab, was ihnen in den Weg kommt. Auch Haie, Seevögel, Meeresschildkröten bis hin zu Pottwalen verfangen sich in den Treibnetzen.
Durch am Netz befestigte Sender sind die Netze für die Fischer wieder auffindbar, allerdings gehen die Netze trotzdem nicht selten verloren und fangen dann vollkommen unkontrolliert als so genannte «Geisternetze» weiter. Unzählige verloren gegangene Netze schwimmen als nicht verrottende Todesfallen im Meer herum.
Treibnetze wurden durch eine Resolution der Vereinten Nationen (UN) im Jahre 1992 für die Hochseefischerei weltweit verboten. Erst 2002 führte die Europäische Union (EU) ein Treibnetz-Verbot in ihren Gewässern ein, eine Ausnahme blieb bis zuletzt die Ostsee – dort gilt das Treibnetz-Verbot erst seit Januar 2008.
Durchgesetzt ist das Treibnetz-Verbot dennoch bis heute nicht: EU-Länder erteilen ihren Fischern immer noch Ausnahmegenehmigungen für das Fischen mit Treibnetzen. Allein im Mittelmeer fischen zudem mehr als 400 Schiffe immer noch mit illegalen Treibnetzen, denn die Kontrollen sind mangelhaft. Dies hat Greenpeace auf etlichen Schiffsexpeditionen dokumentiert.
Video: Illegales Treibnetz im Mittelmeer
Im Mai 2008 konfisziert Greenpeace auf einer Patrouillenfahrt mit der Arctic Sunrise im Mittelmeer vor Sizilien ein illegales Treibnetz eines italienisches Fischers. Im Netz finden sich junge Thunfische, die noch nicht die Mindestfanggrösse erreicht haben, sowie eine ertrunkene Schildkröte. Die Fischerei mit Treibnetzen ist in EU-Gewässern seit Jahren verboten, trotzdem finden sich noch etliche illegal Treibnetze im Mittelmeer.