Die Mitgliedstaaten der Antarktis-Konferenz haben sich gegen das grösste Meeresschutzgebiet der Welt im Weddell-Meer entschieden – ein herber Rückschlag für die Tierwelt. Doch jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um den Kopf hängen zu lassen! Denn zusammen mit Greenpeace haben sich Menschen rund um den Globus für dieses Projekt stark gemacht und gemeinsam ein Zeichen gegen die Fischerei im Antarktischen Ozean gesetzt – ein Rückblick, der Hoffnung schürt.

Von Washington über Buenos Aires nach Seoul waren sie nicht zu übersehen: Pinguine. Die gebastelten Seevögel gehörten zur Greenpeace-Kampagne, die sich für die Entstehung des 1,8 Millionen km² grossen Schutzgebiets im Weddell-Meer einsetzte. Egal ob in der Berliner S-Bahn, neben der Sagrada Família in Barcelona oder auf einem Schiff vor dem Opernhaus in Sydney – die lebensgrossen Modelle waren überall auf der Suche nach Unterstützung für ihre lebendigen Artgenossen in der Antarktis.

Pinguine aber auch Wale, Robben und viele andere Lebewesen der Antarktis sind neben der Klimaerhitzung unter anderem durch die Fischerei bedroht. Insbesondere Krill, welcher als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Omega-3-Fettsäuren im Handel zu finden ist, wird von den weltweiten Fisch-Industrien zu grossen Mengen aus dem Antarktischen Ozean geholt – wodurch eine wichtige Nahrungsquelle für die Tiere im Südpolargebiet verloren geht. Aus diesem Grund kamen global Menschen in vielen Städten zusammen, um mit verschiedenen Aktionen für das bisher grösste Schutzgebiet der Welt einzustehen:

Unter dem Namen «Protect the Antarctic» wurden überall auf der Welt Petitionen für den Schutz der Antarktis eingereicht, unterzeichnet von Millionen von Menschen. Um eine möglichst hohe Zahl an Stimmen für die Antarktis zu sammeln, liessen sich Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten in London etwas ganz Spezielles einfallen: Sie projizierten eine kurze Animation auf den Marble Arch im Zentrum der Metropole, welche von einem eigens für die Antarktis verfassten Song von Radiohead-Sänger Thom Yorke mit dem Titel «Hands off the Antarctic» untermalt wurde.

Einsatz vor Ort

Auch in der Antarktis selber setzten sich diverse Greenpeace-Mitglieder, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Prominente für das Schutzgebiet ein. Unter ihnen: John Hocevar, Ozean-Campaigner von Greenpeace. Der US-Amerikaner ging an Bord der Arctic Sunrise, um in der Antarktis Daten für das Schutzgebiet zu sammeln. «Dieser Trip war wirklich etwas Aussergewöhnliches», äusserte sich der Meeresbiologe zu der dreimonatigen Tour, «und ich bin überaus froh, dass wir das gemacht haben.»

John Hocevar begab sich in einem U-Boot mehrmals zum Grund des antarktischen Ozeans. (© Christian Åslund/Greenpeace)

John Hocevar schwärmte von der Schönheit des marinen Ökosystems der Antarktis: «Fast alles, was in den Antarktischen Gewässern lebt, findet man nirgends anders auf der Welt. Wunderschöne Quallen beispielsweise und andere Fische kreieren ihr eigenes Licht.» Obwohl etliche Fischerei-Nationen bereits seit Jahren in der Antarktis aktiv sind, sei es laut dem Forscher nach wie vor eines der unberührtesten Gebiete auf dem Planeten. «Der Boden im Antarktischen Ozean ist vollkommen bedeckt mit Korallen, Schwämmen, Krebsen, Anemonen, Sternfischen – Einfach unglaublich.» 

Genau deswegen gilt es, dieses Gebiet zu schützen. Zwar verpflichtete sich der Branchenverband der Krillindustrie im Sommer gegenüber Greenpeace, in grossen Gebieten rund um die antarktische Halbinsel auf Fischerei zu verzichten – dazu gehören auch Pufferzonen im Umkreis von bis zu 40 Kilometern um Pinguinkolonien. Und trotzdem: Nur mit einem Netzwerk von Meeresschutzgebieten, das 40% der globalen Meeresfläche umfasst, können sich die marinen Tierbestände wieder erholen. Das ist und bleibt das Ziel von Greenpeace – jetzt erst recht.