Anlässlich der laufenden UN-Konferenz zu Dauergiften und Chemie-Altlasten in Johannesburg/Südafrika fordert Greenpeace deutsche und ausländische Chemiefirmen auf, ihre giftigen Alt-Pestizide aus Drittweltländern und Osteuropa zurück zu holen und umweltgerecht zu entsorgen.

Hamburg/Johannesburg. Eine neue
Greenpeace-Studie «Dauergifte in Afrika» zeigt: Die meisten dieser
schwer abbaubaren Gifte kommen aus reichen OECD-Staaten, entweder
als Giftmüll oder in Form von Pestiziden. «In Afrika werden kaum
Dauergifte produziert, der ganze Kontinent aber leidet unter
ihnen», sagt Andreas Bernstorff von Greenpeace und Autor der
Studie. «Die UN-Konferenz muss die Pestizidfirmen verpflichten,
ihre chemischen Zeitbomben zurück zu holen und zu entsorgen. Afrika
darf nicht zur Müllhalde der Industrieländer werden».
Giftmüllimporte sind dank der afrikaweit geltenden
Bamako-Konvention gegen Giftimporte seit 1990 stark zurück
gegangen. Weltweit gammeln jedoch mehrere 100.000 Tonnen
Alt-Pestizide vor sich hin. In 31 afrikanischen Ländern gefährden
oder verseuchen an 400 Lagerstätten insgesamt 50.000 Tonnen das
Grund- und Trinkwasser sowie landwirtschaftliche
Bewässerungssysteme. Bernstorff nach seiner Recherche-Tour in
Afrika: «Die Gifte liegen häufig ungesichert in offenen Schuppen
oder Lagern oder einfach unter Bäumen herum. Die verantwortlichen
Firmen kümmern sich nicht und liefern fröhlich weiter.» Der Aufbau
von Pestizid-Altlasten dauert an: In der Provinz «South West» in
Kamerun stapelten sich im Oktober neu importierte Pestizide, die
teils bei den dortigen Bauern weder bekannt sind noch benötigt
werden. «Sie wurden uns von ausländischen Anbietern aufgezwungen»,
sagt der Lagerverwalter der Provinz. Und Bernstorff ergänzt: «Dies
geschah im Zusammenspiel einer Gruppe von Pestizid-Herstelllern mit
der kamerunischen Zentralregierung und der Afrikanischen
Entwicklungsbank – ein typischer Fall.» Zu den verantwortlichen
Firmen, die über 90 Prozent des Pestizid-Weltmarktes beherrschen,
gehören: American Cyanamid, BASF, Bayer, Ciba Geigy, Dow Elanco,
Dupont, Monsanto, Rhone Poulenc, Sandoz, Zeneca und AgrEVO. Auch
die Entwicklungsländer der Gruppe G77 und China forderten gestern
in Johannesburg, die Produzenten der Gifte sollten für deren
Entsorgung bezahlen. Doch die USA, Australien, Kanada, Neuseeland
und Japan weigern sich: Sie wollen für die Entsorgung Gelder des
Weltbank-Fonds GEF (Global Environmental Facilities) in Anspruch
nehmen, der eigentlich für Klima-Massnahmen bestimmt ist. Auf dem
fünften Intergovernmental Negotiation Committee (INC5) in
Johannesburg verhandeln vom 4. bis 9. Dezember Vertreter von 110
Staaten des UN Environmental Programme (UNEP) über das Verbot der
zwölf wichtigsten Dauergifte (Persistent Organic Pollutants, POPs)
sowie über die Entsorgung von Altlasten.