Die Expo.02 erhielt heute aussergewöhnlichen Besuch. Stellvertretend für Zehntausende von Menschen in Bhopal, die noch heute an den Folgen der schlimmsten Chemiekatastrophe aller Zeiten leiden, legten Champadevi Shukla und Pranay Sharma Zeugnis für die andauernde Katastrophe und das unermessliche Leiden in Bhopal ab. Beim Palais de l’Equilibre forderten sie Gerechtigkeit und klagten den Chemiemulti Dow Chemical an, seine Verantwortung nicht wahrzunehmen. Morgen will die Bhopal-Delegation mit Dow-Europe Präsident Luciano Respini zusammentreffen und zur Dow-Belegschaft sprechen.

Expo.02/Neuchâtel. «Sie haben mir alles
weggenommen, zuerst meinen Mann, dann meine Gesundheit, dann die
meines Kindes und jetzt auch noch diejenige meines Kindeskindes»,
klagt Champadevi Shukla. Die gesundheitlich angeschlagene
Bhopal-Witwe hat den beschwerlichen Weg von Indien in die Schweiz
unternommen, um beim Palais de l’Equilibre an der Expo.02 ein
Zeugnis von der Katastrophe in Bhopal/Indien abzulegen, die noch
heute andauert. Pranay Sharma von der Sambavna-Klinik in Bhopal
berichtet: «Die dritte Generation von Bhopal-Geschädigten wächst
heran. Rund 150’000 sind in Folge der Bhopal-Katastrophe chronisch
krank. Sie werden ihr Leben lang daran leiden.»

Die Bhopal-Überlebenden haben für morgen ihren
Besuch beim europäischen Hauptsitz von Dow in Horgen ZH
angekündigt. Sie wollen in Begleitung von Kaspar Schuler,
Geschäftsleiter von Greenpeace Schweiz, zur Dow-Belegschaft und mit
Dow-Europe Präsident Luciano Respini über Bhopal sprechen und ihre
Forderungen präsentieren: Die vollständige Sanierung des
verseuchten Fabrikgeländes in Bhopal, medizinische und finanzielle
Wiedergutmachung für die Überlebenden der Katastrophe, garantierte
medizinische Langzeitversorgung und sauberes Trinkwasser für alle
Betroffenen.

«Was in Bhopal geschehen ist, war kein Unfall,
es war ein Verbrechen», sagte Ganesh Nochur, Kampagnendirektor von
Greenpeace in Indien und fordert im Namen der International
Campaign for Justice in Bhopal1: «Die monströse Altlast in Bhopal
muss beseitigt, alle Opfer müssen entschädigt und die
verantwortlichen Konzerne endlich zur Rechenschaft gezogen werden.»
Doch Dow Chemical, Rechtsnachfolgerin von Union Carbide und nunmehr
grösster Chemiemulti der Welt, fühlt sich für ihr giftiges Erbe in
Bhopal nicht verantwortlich.

«Es braucht ein neues internationales
Rechtssystem, welches Konzerne wie Dow für ihre Schäden an Mensch
und Umwelt haftbar macht und weltweit zur Verantwortung zieht»,
fasst Matthias Wüthrich, Chemie-Campaigner von Greenpeace Schweiz,
zusammen und fordert die Umsetzung der sogenannten
«Bhopal-Prinzipien», einem von Greenpeace am Weltgipfel in
Johannesburg vorgestellten Regelwerks zur Schadenshaftung. «Die
Schweiz darf sich nicht nur mit Bhopal-Bildern schmücken wie beim
Palais de l’Equilibre, sondern muss sich konsequent dafür
einsetzen, dass auch Firmen wie Dow mit ihrem Europa-Hauptsitz in
Horgen bei Zürich zur Verantwortung gezogen werden.»

1 «International Campaign for
Justice» ist ein breites Bündnis von Überlebenden-Organisationen:
Bhopal Action Resource Center, U.S.A; Bhopal Gas Peedit Mahila
Stationary Karmachari Sangh, India; Bhopal Group for Information
and Action, India; Bhopal Information Network, Japan; Center for
Health & Environment, U.S.A.; Corpwatch, India; Essential
Action, U.S.A; Ecology Centre of Michigan, U.S.A.; Environmental
Health Fund, U.S.A; Environmental Health Watch, U.S.A.; Greenpeace,
India, U.S.A & International; Health Care Without Harm, U.S.A.;
National Campaign for Justice in Bhopal, India; The Other Media,
India; Pesticide Action Network, North America. Siehe auch www.bhopal.net

Kontakt:

Greenpeace Chemie-Kampagne, Matthias Wüthrich 01 447 41 31

Medienabteilung Greenpeace, Wangpo Tethong 01 447 41 54

Ganesh Nochur, Kampagnendirektor Greenpeace Indien 079 794 24
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