Greenpeace will grössere Mengen Atommüll in die Schweiz zurückbringen. Dies kündigte die Umweltorganisation heute in Cherbourg an. Zur Zeit pumpt Greenpeace bei der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague atomar verseuchtes Abwasser aus dem Meer. Auch die Schweizer Atomindustrie lässt dort wiederaufarbeiten – und ist damit an der skandalösen Entsorgung per Abflussrohr beteiligt. Greenpeace bringt nun den Atommüll dorthin zurück, wo er herkommt und fordert die Schweizer Atomindustrie auf, sämtliche Verträge mit La Hague zu kündigen. Das Meer darf nicht zur Atommüllkippe verkommen.

Zürich/Cherbourg. Seit einigen Tagen holt Greenpeace radioaktiven Flüssigabfall aus dem Meer vor La Hague. Das verseuchte Meerwasser enthält mehr als 30 verschiedene Radionuklide; es stammt vom Ende der Pipeline, die Abwasser aus der Wiederaufarbeitungsanlage ins Meer führt. Einige der Stoffe wie etwa Plutonium verseuchen die Umwelt für Jahrtausende. Jedes Jahr leitet die Wiederaufarbeitungsfirma Cogéma rund 230 Millionen Liter radioaktives Abwasser ins Meer – Abwasser, das aus der Wiederaufarbeitung von abgebrannten, hochradioaktiven Brennelementen stammt. Auch die Schweizer Atomindustrie beliefert La Hague mit Brennelementen. Indem Greenpeace den Atommüll aus dem Meer abpumpt und den schweizerischen Verursachern zurückschickt, soll die «aus-den-Augen-aus-dem-Sinn»-Politik in Zukunft verhindert werden – die Schweizer Atomindustrie hat keine Konzession für ein Endlager von schwachradioaktiven Abfällen auf dem Meeresgrund. Um nichts anderes handelt es sich: Abwasser- und Sedimentsproben von La Hague, welche vor rund zwei Jahren in die Schweiz eingeführt wurden, sind von den Basler Zollbehörden beschlagnahmt und als Atomabfall klassiert worden. Neue Erkenntnisse im Verfahren gegen Atomlobby? Greenpeace und AnwohnerInnen aus der Umgebung von La Hague hatten bereits im Sommer letzten Jahres eine Klage gegen die Verantwortlichen der Schweizer Atomindustrie und des Bundesamtes für Energie eingereicht. Sie werfen den Angeschuldigten vor, die gesundheitsgefährdenden radioaktiven Abgaben bei der Wiederaufarbeitung und bei den dafür notwendigen Transporten bewusst in Kauf genommen zu haben. Laut Auskunft der Bundesanwaltschaft sollen die Klägerinnen und Kläger noch diese Woche über das weitere Vogehen im Ermittlungsverfahren gegen die Schweizer Atomindustrie informiert werden.

Kontakt:
Stefan Füglister, Greenpeace Atomkampagne 01 / 447 41 41