Anlässlich der heutigen Generalversammlung von Syngenta protestierten Swissaid, Greenpeace und die Erklärung von Bern mit einer Aktion vor dem Eingang und direkten Interventionen in der Aktionärsversammlung gegen Patente des Agrokonzerns, mit denen er versucht, wichtige Eigenschaften von Reis und anderen Nutzpflanzen für sich zu monopolisieren. Leidtragende dieser breiten Patentansprüche sind Bauern und Bäuerinnen, sowie Forschung und Pflanzenzüchtung. Die drei Organisationen fordern Syngenta auf, diese Patente zurückzuziehen.

Basel/Zürich. Die BesucherInnen der
Generalversammlung wurden heute morgen von AktivistInnen empfangen,
welche die anmassenden Patentansprüche und die irreführende
Kommunikationspolitik des Konzerns anprangerten:

Syngenta behauptet:

Ihre Gentech-Maissorte Bt-10 und Bt-11 seien praktisch
identisch.[1]

Die Wahrheit ist:

Sie unterscheiden sich grundlegend durch ein
Antibiotikaresistenzgen.

Syngenta behauptet:

Es bestehe kein kommerzielles Interesse am Golden Rice.[2]

Die Wahrheit ist:

Die Firma hat 2004 in über 100 Ländern ein Patent auf den Golden
Rice angemeldet.

Syngenta behauptet:

Es ist notwendig Vertrauen aufzubauen, um den Zugang zu
genetischen Ressourcen zu verbessern.[3]

Die Wahrheit ist:

Die Firma hat umfangreiche Genpatente angemeldet, welche eben
diesen Zugang erschweren.

Eine besonders grosse Diskrepanz zwischen den
von Syngenta kommunizierten und den wahren Tatsachen besteht beim
Golden Rice. Syngenta versichert immer wieder, dass sie am
Reis-Projekt kein ökonomisches Interesse habe, dennoch hat der
Konzern 2004 auch den weiterentwickelten Golden Rice in über 100
Ländern, darunter auch in Indien, China, Indonesien, den
Philippinen und diversen afrikanische Staaten, zum Patent
angemeldet[4]. «Mit diesem Patentantrag zeigt Syngenta ihr wahres
Gesicht,» kommentierte Bruno Heinzer von Greenpeace, «wer Patente
anmeldet, will an ihnen verdienen. Hinter der humanitären Maske
versteckt sich in erster Linie kommerzielles Interesse. Es ist
keinesfalls ausreichend, wenn Syngenta jetzt behauptet, sie würden
Rechte an Forscher oder Institutionen verschenken. Die Laufzeit
eines Patentes beträgt 20 Jahre. Während dieser Zeit kann ein
Patent immer wieder für Monopolinteressesn missbraucht werden.»

Noch einschneidender für die Forschung, wie
auch für die Bäuerinnen und Bauern, werden die Patente sein, welche
Syngenta auf Teile des Reisgenoms angemeldet hat[5]. Die
Patentansprüche sind extrem weit gefasst und beinhalten unzählige
Gensequenzen, die in allen möglichen Nutzpflanzen, sei dies Reis,
Weizen, Tomaten, Tabak oder Erdnüsse, vorkommen. Die Gene sind
damit auch in der konventionellen Züchtung nicht mehr frei
verfügbar – ein enormer Bremsklotz für die Züchtung neuer Pflanzen
und damit langfristig eine Bedrohung der Ernährungssicherung
weltweit. «Diese umfassenden Patente auf Pflanzengene, auch aus
wissenschaftlicher Sicht eine Anmassung, zeigen, dass sich Syngenta
in keiner Weise über die Konsequenzen ihres Handelns kümmert. Das
Geschäft geht vor – selbst wenn es den Kampf gegen Hunger massiv
erschweren wird,» sagte Tina Goethe von Swissaid.

«Diese Patentansprüche von Syngenta sind ein
Missbrauch des Patentwesens, dem von staatlicher Seite endlich ein
Riegel vorgeschoben werden muss. Patente auf Leben müssen auch im
Patentgesetz verboten werden», forderte weiter François Meienberg
von der Erklärung von Bern. Die drei Organisationen werden sich im
Rahmen der laufenden Revision des Schweizer Patentgesetzes für ein
Verbot von Patenten auf Pflanzen, Tieren, Menschen und ihren Genen
einsetzen. Dieser Aufruf wurde von Swissaid, Greenpeace und der
Erklärung von Bern in der Generalversammlung auch direkt an das
Syngenta-Management gerichtet. Als ersten Schritt erwarten die drei
Organisationen vom Agrochemiekonzern den sofortigen Rückzug der
genannten Patentanträge.

[1] Syngenta-Sprecher Rainer von Mielecki zur
Baz (Baz vom 24.3.05)[2] Syngenta Sozial- und Umweltbericht 2004[3]
Andrew Bennett, Executive Director Syngenta Foundation, Symposium
on Food Security, Basel 16.10.03[4] WO2004085656[5] WO03000905,
WO03000906, WO03008540, WO03048319</small>  

Kontakt:

Bruno Heinzer, Greenpeace, Tel: 079 400 88 31 François
Meienberg, Erklärung von Bern, Tel: 076 404 21 73Tina Goethe,
Swissaid, Tel: 076 516 59 57