Das EU-Parlament stimmte gestern für ein Fischereiabkommen, das die weitere Überfischung vor Westafrika garantiert. Ein Vorschlag für ein schrittweises Ende der Tiefseefischerei wurde dagegen abgelehnt.

Das EU-Parlament stimmte gestern für ein Fischereiabkommen, das die weitere Überfischung vor Westafrika garantiert. Ein Vorschlag für ein schrittweises Ende der Tiefseefischerei wurde dagegen abgelehnt.

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Thunfische im Netz © Jiri Rezac / Greenpeace

«Mit diesen Entscheidungen hat das EU-Parlament heute doppelt versagt. Es hat die Möglichkeit verpasst, ein höchst fragwürdiges Fischereiabkommen mit Marokko zu verhindern und die zerstörerische und unbedachte Praxis der Tiefseefischerei aus der EU-Wirtschaft zu verbannen. Damit werden auch zukünftig hoch subventionierte Fangschiffe den Meeresgrund mit Monsternetzen pflügen dürfen, die alles zermalmen, was ihnen in den Weg kommt», sagt Thilo Maack, Meeresexperte von Greenpeace Deutschland.

Das Handelsabkommen zwischen EU und Marokko erlaubt es EU-Schiffen, unter anderem in den Gewässern vor der Westsahara zu fischen. Im Dezember 2011 hatte das Europäische Parlament die zeitweilige Verlängerung des Abkommens abgelehnt. In der Folge war es seit Januar 2012 keinem in der EU registrierten Fangschiff erlaubt, in den Gewässern von Marokko und der Westsahara zu fischen.

Durch die Entscheidung des Parlaments dürfen wieder 126 EU-Fischereifahrzeuge vier Jahre lang in marokkanischen Gewässern fischen – auch vor der Westsahara, deren Fischbestände als voll befischt oder bereits überfischt gelten.

Das Europäische Parlament hatte sich noch im Juni für eine EU-Fischerei ausgesprochen, die auch außerhalb der EU-Gewässer ökonomisch und sozial nachhaltig sein soll.

«Mit der Annahme des Abkommens wirft das Parlament diese Prinzipien wieder über Bord: Die Überfischung vor Westafrika wird weiter verschärft und die Rechte der Bevölkerung in der besetzten Westsahara gefährdet», so Maack weiter.

Die Ökosysteme der Tiefsee gehören zu den verwundbarsten des Planeten. Die Schleppnetzfischerei dort verwüstet Korallenriffe und ist extrem beifangintensiv. Ohne Subventionen wäre diese Art der Fischerei unrentabel. Obwohl nur wenige Fischer in Frankreich, Spanien und Portugal die Tiefseefischerei mit Schleppnetzen betreiben, scheint ihr Einfluss verhältnismässig gross zu sein.

Nachhaltiges Tiefseefischen ist möglich, wenn es von der Politik nicht blockiert wird. Das zeigen drei renommierte Professoren der Meeresbiologie in ihrer Gegendarstellung zu einem Dokument der Fischereilobby, die behauptet, Tiefseefischen mit Schleppnetzen sei gut und produktiv. Lesen Sie hier von der «unbequemen Wahrheit» für die Fischindustrie.

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