Ein Gericht in Bhopal hat sieben ehemalige Manager der indischen Tochterfirma von Union Carbide im Zusammenhang mit der Chemiekatastrophe vor 25 Jahren verurteilt. Die Verantwortlichen kommen mit zwei Jahren Haft davon.


15.06.2001 Bhopal, Indien: Ein Mann zeigt Bilder von Opfern der Chemiekatastrophe in Bhopal ©Greenpeace/Rai, Raghu

Über 25 Jahre nach der verheerenden Giftgas-Katastrophe in Bhopal, die mehr als 25 000 Personen das Leben kostete, hat ein Gericht in der indischen Millionenstadt sieben Verantwortliche wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Doch für die Überlebenden der Bhopal-Katastrophe ist das Urteil eine Beleidigung und alles andere als späte Gerechtigkeit. Die ehemaligen Manager der indischen Tochterfirma von Union Carbide wurden mit zu maximal zwei Jahren Haft und mit einer Busse von 100’000 Rupien (rund 2500 Franken) viel zu milde bestraft. Die mittlerweile über 70-jährigen Manager wurden kurz nach der Urteilsverkündung gegen Kaution freigelassen. Es wird erwartet, dass sie Berufung einlegen und sich der Prozess damit weiter in die Länge ziehen wird.

Und die Hauptschuldigen des verantwortlichen US-Chemiekonzerns Union Carbide (heute Dow Chemicals) bleiben nach wie vor unbehelligt. Toxische Chemikalien aus dem stillgelegten Fabrikgebäude verschmutzen nach wie vor das Grund- und Trinkwasser. Viele Menschen in den umliegenden Armenvierteln haben so gut wie keine andere Möglichkeit, als vom belasteten Wasser zu trinken. Die tödlichen Folgen der Katastrophe sind längst noch nicht zu Ende. Die Überlebenden, deren Kinder und jetzt sogar Kindeskinder sind durch die andauernde Belastung durch Giftstoffe ein Leben lang krank. Medizinisch versorgt oder finanziell entschädigt wurden die wenigsten.

Am 3. Dezember 1984 waren aus der ehemaligen Pestizidfabrik von Union Carbide in Bhopal etwa 40 Tonnen hochgiftiges Methylisocyanat (MIC) ausgetreten. Mehr als 20’000 Menschen starben nach offiziellen Angaben durch die Katastrophe. Bereits in den ersten 72 Stunden nach dem Unglück soll es 8000 Opfer gegeben haben. Mindestens 100’000 Menschen leiden noch heute unter den Spätfolgen.

Das Strafverfahren gegen die indischen Angestellten war 1987 eröffnet worden. Um die Auslieferung des damaligen Firmenchefs Warren Anderson aus den USA hatte sich die indischen Regierung vergeblich bemüht. Greenpeace hat im November 2004 eine Studie «Cleaning up Bhopal» präsentiert, wie die tödliche Chemie-Altlast in Bhopal fachgerecht saniert werden kann. Wirklich aufgeräumt wurden die Chemiegifte auf dem Gelände aber nicht. Bhopal wurde zum Symbol für ein «Corporate Crime»: eine andauernde Katastrophe, die von nicht wahrgenommener Unternehmensverantwortung und Behördenkorruption zugunsten kurzfristigen Profits zeugt.

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Bhopal – die andauernde Katastrophe