Cyrill StuderAuf den weitläufigen Gängen des Konferenzzentrums begegnet man immer wieder indigenen Vertretern, die meist in Volkstrachten auf ihr Schicksal aufmerksam machen und regelmässig von Medienschaffenden umgeben sind.

Vor 24 Stunden sprach ich am Infostand von Tuvalu mit einer Einheimischen, die den weiten Weg nach Kopenhagen gemacht hatte. Obwohl die mitgebrachten Bilder ihrer knapp aus dem Meer ragenden Pazifikinsel paradiesische Vergleiche nicht scheuen mussten, machte die etwa 50 jährige Polynesierin einen sehr bedrückten Eindruck. Sie war überzeugt, dass diese Konferenz über die Zukunft ihres Inselstaates und somit ihrer Nachkommen bestimmen werde und sie war sehr pessimistisch, was den Ausgang der Verhandlungen betrifft.

Dann heute morgen, die Überraschung: im Plenarsaal Tycho Brahe wird darüber diskutiert, ob das Kopenhagen-Schlusspapier einen rechtlich bindenden Charakter oder bloss eine Absichtserklärung bilden soll. Der Abgesandte von Tuvalu, bloss 12’000 Menschen vertretend, fordert ultimativ einen rechtlichen Status, ansonsten die Verhandlungen abgebrochen werden sollen. So hoch pokert offensichtlich bloss jemand, der nichts mehr zu verlieren hat und tatsächlich geht die Vorsitzende Connie Hedegaard darauf ein. Die Gespräche zu diesem Punkt werden auf später vertagt und in der Zwischenzeit soll eine Lösung gefunden werden.

Um die Mittagszeit, dann: eine spontane Demonstration[1], vermutlich über SMS organisiert, bildet sich im Umfeld des Tycho Brahe-Einganges, mit dem Ziel, Tuvalu in seiner Haltung zu unterstützen. Anscheinend ein Novum auf das die Sicherheitskräfte umgehend reagieren: NGO-Vertreter haben zurzeit keinen Zutritt mehr zum Plenarsaal. Bleibt bloss zu hoffen, dass auf das Tuvalu-Ultimatum ähnlich konsequent reagiert und noch in der ersten Verhandlungswoche klar wird, dass hier nicht bloss nette Worte herausschauen sollen. Für das hätte sich dann der ganze Aufwand nicht gelohnt.

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