Sushi-Kult zerstört Thunfisch-Bestände im Mittelmeer


© Greenpeace

Französische Thunfischfänger haben das
Greenpeace-Schiff «Rainbow Warrior» erneut umzingelt. Ihr Anführer
rief die Präfektur auf, Greenpeace mit Gewalt aus der Region fern
zu halten. Anwesende Schiffe der Meeresgendarmerie griffen nicht
ein. Im Mittelmeer und im Ostatlantik werden zu viele
Blauflossenthunfische gefangen. Die Tiere werden bis zu 40 Jahre
alt, 3 Meter lang und 700 Kilogramm schwer. Seit drei Jahren haben
die Sportfischer im Mittelmeer aber kein Tier über 100 Kilogramm
mehr erlegt. Frankreich stellt mit 20 Prozent weltweit den grössten
Anteil an den Fängen. Wichtigster Abnehmer ist Japan, wo der
Thunfisch für Sushi-Sashimi begehrt ist.

90 Prozent der ursprünglichen
Raubfisch-Bestände sind gefischt. Zu ihnen gehört neben Hai,
Kabeljau und Schwertfisch auch der Thunfisch. Der kürzlich
publizierte Greenpeace-Bericht «Wohin sind die Thunfische
verschwunden» beweist eindrücklich die Dringlichkeit von griffigen
Massnahmen zum Schutz des Thunfisches und dessen Laichgebieten.
«Die Thunfisch-Bestände werden zum Teil illegal geplündert, um die
Interessen der Thunfischzucht-Industrie zu befriedigen,» sagt Yves
Zenger von Greenpeace Schweiz. «Es ist grotesk, dass die Täter, die
meist aus Mittelmeer-Ländern wie Spanien, Italien oder Frankreich
kommen, von der EU massiv subventioniert werden.»

Im Mittelmeer gibt es zudem eine
unkontrollierte Ausbreitung von Thunfisch-Farmen. Damit wurde eine
neue Spirale der Ausbeutung in Gang gesetzt: Weil sich der
Thunfisch nicht züchten lässt, werden zu junge, nicht
fortpflanzungsfähige Tiere gefangen und mit Wildfang – extra zu
diesem Zweck gefangenem Fisch – gemästet. Um ein Kilogramm
Thunfisch zu produzieren, braucht es bis 20 Kilogramm Futter. Das
Mittelmeer ist für das Überleben des Blauflossenthunfisches von
entscheidender Bedeutung. Denn es gibt weltweit nur zwei
Laichgebiete, eines davon vor den Balearen. Jahr für Jahr schwimmen
die Fische zu den warmen Gewässern des Mittelmeers, um sich dort
fortzupflanzen. Und Jahr für Jahr warten die legalen und illegalen
überdimensionierten Fangflotten auf diese Wanderung und schöpfen
rücksichtslos die letzten Bestände mit Ringwadennetzen ab.

Greenpeace fordert ein weltweites Netzwerk von
ausgewiesenen Meeresschutzgebieten, die 40 Prozent der Weltmeere
und 40 Prozent des Mittelmeeres umfassen. Darüber hinaus müssen an
Bord der Thunfisch-Fangschiffe unabhängige Beobachter eingesetzt
werden.

Update 24|08|2006//14’00: Das
Greenpeace-Schiff «Rainbow Warrior» wird nun auf Anordnung der
Hafenbehörde von Marseille von einem Schlepper aus den
französischen Gewässern gezogen.