Das Nein zur Trinkwasser-Initiative hält eine Fleischproduktion am Leben, die hochgradig von importiertem Kraftfutter abhängig ist.

Die Landwirtschaft hat einen dramatischen Einfluss auf die Klimaerhitzung. Sie ist hierzulande für 14,2 Prozent des gesamten Treibhausgasausstosses verantwortlich. Grösstenteils verursacht durch die Konzentration auf Nutztiere. Massenhaft werden Hühner, Schweine und Rinder gehalten, um die Gier der Konsument:innen nach tierischen Produkten zu stillen. Die hohen Tierbestände sind nur möglich, weil jährlich rund 1,4 Millionen Tonnen Futtermittel importiert werden. In der Massentierhaltung entstehen Treibhausgase und die Regionen mit intensiver Tierhaltung produzieren einen enormen Stickstoffüberschuss durch die anfallende Gülle. Fast die Hälfte der Ackerflächen wird für den Futtermittelanbau genutzt, zusätzlich importiert die Branche grosse Mengen Futtermittel. Die Massentierhaltung hat es möglich gemacht, dass Fleisch zu einem billigen Produkt geworden ist, das wir uns jederzeit leisten können.  

Statt darauf hinzuarbeiten, dass in der Schweiz weniger Fleisch, Eier und Milchprodukte verzehrt werden, wird die Lust darauf weiter geschürt. Im letzten Jahr flossen rund 39 Millionen Franken Steuergelder ins Marketing der Fleisch-, Eier- und Milchindustrie. Damit werden den Konsument:innen wortwörtlich Märchen aufgetischt: Märchen einer idyllischen, naturnahen Landwirtschaft mit glücklichen Tieren und einer traditionellen Produktion.

Der Verband Proviande übernimmt dabei mit der Werbemarke «Schweizer Fleisch» die von Steuergelden bezahlte Anfeuerung des Fleischkonsums. Dabei ist gerade auch beim als «Schweizer Fleisch» geförderte Produkt oftmals weniger Schweiz drin ist als man denkt. Dies haben wir schon mit unserem Futtermittel-Report Anfang 2021 aufgedeckt.

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Leider haben sich Proviande und das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) nur wenig für die Transparenzschaffung und aktive Sensibilisierung für eine reduzierten Fleischkonsum interessiert. Dass diese irreführenden Werbungen aber mit den Steuergeldern von Fleisch(fr)esser:innen und Veganer:innen bezahlt wird, jedoch nur eine spezifische Konsumgruppe ansprechen, scheint hier eine grosse Rolle zu spielen. Sie meinten es sei doch wichtig die Schweizer Fleischproduzent:innen zu unterstützen, auch wenn das als «Schweizer Fleisch» angepriesene Tierstück weder Bio noch IP-zertifiziert sein muss. Die Organisationen wie Greenpeace können ja die Sensibilisierung übernehmen, meinten die Marketingchefin von Proviande im Gespräch.

Es scheint vergessen worden zu sein, dass Greenpeace und auch andere Organisationen nicht vom Staat bezahlt werden, um die Bevölkerung aufzuklären und zu sensibilisieren. Es sollte doch klar Aufgabe der vom Staat beauftragten Institutionen sein, welche die von uns finanzierten Werbekampagnen der Notwendigkeit eines Konsumwandels anpassen. Angesichts der Klima- und Biodiversitätskrise also der Reduktion und dem bewussteren Konsum von tierischen Produkten. Proviande scheint das Problem der Kreation einer unnötigen und illegitimen Debatte zwischen dem «Recht» Fleisch zu konsumieren und der Notwendigkeit das Essverhalten zu Gunsten des menschlichen Überlebens auf diesem Planeten anzupassen nicht zu erkennen. Für Personen, die sich nicht aktiv mit der Produktion von Futtermittel und Fleisch auseinandersetzen, könnte das falsche Bild vermittelt werden, dass ein Stück Schweizer Fleisch besser wäre als ein Sojaschnitzel aus dem Ausland. Obwohl vegetarische und vegane Sojaalternativen nicht aus Brasilien sondern aus der Schweiz oder dem EU-Raum kommen.

Um den Einfluss der grössten Fleischwerbemacher:innen auf das Essverhalten zu analysieren, müssen wir verstehen wie die manipulativen Marketingtechniken der Fleischindustrie die Einstellungen und Überzeugungen zur Legitimität des Fleischkonsums beeinflussen und bereits vorhandene Bilder verstärken. 

Der Nexus zwischen Fleischwerbung und Fleischeinstellung beziehungsweise Fleischkonsum muss verstanden und aufgezeigt werden, um auch der Politik klar zu machen, dass das  Fleischmarketing stark reguliert werden sollte, so wie es im Moment bei Tabak und Alkohol der Fall ist.