Neonicotinoid-Pestizide wie Syngentas Thiamethoxam stellen nicht nur für Honigbienen, sondern auch für zahlreiche andere Arten eine ernsthafte Bedrohung dar — sogar für Vögel. Dies geht aus einem neuen wissenschaftlichen Bericht hervor.

Die so genannten Neonicotinoide sind die am meisten eingesetzten Insektizide der Welt, weltweit werden Millionen von Kilogramm dieser Substanzen ausgebracht. Sie wurden in den 1990er-Jahren auf den Markt gebracht und von der Industrie als ungefährliche Alternativen zu den problematischen Organophosphaten verkauft. Erst mit der Zeit wurde klar, dass diese Mittel nicht nur Schädlinge, sondern auch Bienen töten. Seit 2013 ist die Verwendung der drei giftigsten Neonicotinoide sowohl in der EU wie auch in der Schweiz nur noch eingeschränkt erlaubt. Nun läuft aber das Teilverbot Ende 2017 aus und die EU muss entscheiden, wie es weitergehen soll. In den letzten Jahren haben Forschungsteams aus der ganzen Welt die Auswirkungen der Neonicotinoide auf ganz verschiedene Organsimen in unterschiedlichen Ökosystemen untersucht. Dieses neue Wissen muss unbedingt in den politischen Entscheidungsprozess einfliessen.

Neue Erkenntnisse lassen aufhorchen

Aus diesem Grund hat Greenpeace renommierte Forscher der Universität Sussex beauftragt, alle relevanten Studien der letzten Jahre zu sichten und die Ergebnisse zusammenzufassen. Die Resultate lassen aufhorchen, denn die negativen Auswirkungen der Neonicotinoide sind noch schlimmer als befürchtet:

Die Giftigkeit der Neonicotinoide für Honigbienen ist mittlerweile unbestritten und wurde von Dutzenden von Studien bestätigt; so reichen wenige Nanogramm (Milliardstel Gramm!), um eine Biene zu töten. Zudem zeigt sich immer deutlicher, dass auch kleinste Dosen, die nicht tödlich wirken, die Gesundheit der Bienen langfristig schädigen. Aber nicht nur die Honigbienen sind betroffen, sondern auch andere Bestäuber wie Wildbienen und Hummeln werden durch Neonicotinoide geschädigt. Es gibt zudem Hinweise, dass der Rückgang von Schmetterlingen mit dem Einsatz dieser Pestizide einhergeht, und sogar für Vögel sind sie giftig.

Massiv unterschätzt wurden die Gefahren für Wasserorganismen. Neonikotinoide weisen im Boden eine sehr lange Halbwertszeit auf — bis hin zu mehreren Jahren! Weil sie kontinuierlich aus dem Erdreich ausgewaschen werden, sind sie  mittlerweile in den meisten Fliessgewässern nachweisbar. Dort schädigen sie bereits in sehr tiefen Konzentrationen Insektenlarven und stören so das Ökosystem.

Agroindustrie wehrt sich trotzig

Zu diesen Bienengiften gehört auch Thiamethoxam von Syngenta. Der Basler Agrochemiekonzern spielt die Gefahren seines Kassenschlagers seit Jahren herunter. Dabei schreckt er vor nichts zurück: Klagen und das Diskreditieren seriöser, unabhängiger wissenschaftlicher Untersuchungen sind an der Tagesordnung. Nicht genehme Studien bezeichnet die Agrochemie gerne als ‹unwissenschaftlich› und kontert sie mit bezahlten eigenen Studien. So schafft sie Verwirrung und verhindert striktere Regeln. Es geht jetzt nicht darum, Syngentas Umsatz zu schützen. Wenn die Bienen und Hummeln sterben, verlieren wir weit mehr, nämlich die Kontrolle über unsere Lebensmittelproduktion.

Die Ökologisierung der Landwirtschaft ist die Lösung

Der Rückgang der Bestäuber ist ein Symptom eines versagenden industriellen Landwirtschaftssystems, das den Verlust der biologischen Vielfalt anheizt, die Lebensräume zerstört und auf toxische Chemikalien setzt. Die Bestäuberinsekten sind routinemässig Insektiziden, Herbiziden und Fungiziden ausgesetzt. Die unabhängige wissenschaftliche Datenlage ist klar und lässt keine Zweifel offen. Wenn wir Bienen und Hummeln schützen wollen, müssen wir bienenschädigende Pestizide, beginnend mit den Neonicotinoiden, gänzlich und dauerhaft verbieten. Um unsere Abhängigkeit von synthetischen chemischen Pestiziden zu durchbrechen, müssen wir mehr auf ökologische Alternativen zurückgreifen. Dass dies geht, zeigen IP- und Bio-Bauern tagtäglich. Denn diese produzieren gesunde Lebensmittel ganz ohne den Einsatz dieser bienengiftigen Pestizide.


Neonicotinoid-Studie