Der belgische Energieminister hat bekanntgegeben, dass sich Belgien aus den existierenden Verträgen für die Wiederaufarbeitung von abgebrannten Brennelementen zurückzieht. Die Umweltorganisatioin Greenpeace gratuliert der belgischen Regierung für diesen Schritt und fordert den schweizerischen Bundesrat auf, dem belgischen Beispiel zu folgen. Am kommenden Samstag veranstaltet Greenpeace eine Mahnwache für die Opfer der Wiederaufarbeitung vor dem AKW Gösgen.

Brüssel/Zürich. Der belgische Verteidigungs- und Energieminister François Poncelet machte seine Ankündigung bei einer Pressekonferenz, an der er das belgische Energieprogramm der nächsten Jahre vorstellte. Er erklärte, dass die Verträge, welche die belgischen AKW 1990 für die Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente nach dem Jahr 2000 mit der französischen Gesellschaft Cogéma abgeschlossen haben, ohne Kostenfolge gekündigt würden. Die Verträge beliefen sich auf eine Menge von über 2000 Tonnen abgebrannter Brennelemente und hatten einen Wert von über einer Milliarde Schweizer Franken. Belgien gehörte bisher zu den wichtigsten Kunden der französischen Wiederaufarbeitung. Greenpeace hat den Schritt der belgischen Regierung begrüsst und fordert von Energieminister Moritz Leuenberger, den Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung für die Schweiz sofort an die Hand zu nehmen. Nachdem die belgische Regierung bewiesen hat, dass der Ausstieg auch aus bestehenden Verträgen ohne Kostenfolge möglich ist, ist nach Auffassung der Umweltorganisation auch der letzte (vorgeschobene) Grund weggefallen, an der Wiederaufarbeitung festzuhalten. Um die schweizerischen AKW-Betreiber und die Behörden an ihre Verantwortung zu erinnern, veranstaltet Greenpeace am nächsten Samstag ab 16 Uhr eine öffentliche Mahnwache vor dem AKW Gösgen. Dieser Anlass unter dem Titel «Eine Kerze für Gemma» findet zum Gedenken an Gemma d´Arcy statt, welche im Alter von sechs Jahren an Leukämie starb. Sie wuchs wenige Kilometern entfernt von der englischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield auf. In der Region von Sellafield treten die sonst sehr seltenen Krebsfälle bei Kindern vierzehn mal mehr auf als im britischen Landesdurchschnitt.

Kontakt:
Ueli Müller, Atomkampagne Greenpeace Schweiz 01 / 447 41 41