Die heutige Analyse von Tauben bestätigt die hohe radioaktive Belastung der Umwelt um die atomare Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield an der Westküste von Grossbritannien. Im Auftrag von Greenpeace haben die Strahlenexperten der Universität Bremen die radioaktive Belastung von dort lebenden Tauben untersucht. Greenpeace legt dazu heute eine neue Studie vor.

Hamburg. Spitzenwerte in den Federn betragen 246.800 Bequerel pro Kilogramm des radioaktiven Isotops Cäsium-137 und 18.650 Bequerel pro Kilogramm von Americium-241. Andere radioaktive Isotope wie Cer-144, Cobalt-60, Cäsium-134 und Ruthenium-104 wurden ebenfalls nachgewiesen. Auch im Fleisch der Tiere konnte eine radioaktive Belastung von Cäsium-137 in Höhe von 418 Bequerel pro Kilogramm gefunden werden. «Die radioaktive Verseuchung nimmt immer groteskere Ausmasse an. Jetzt fliegt der Atommüll schon in Form von lebenden Tauben durch die Luft», sagt Greenpeace Atomexperte Gero Luecking. «Dieser neue Skandal setzt die lange Reihe der atomaren Verseuchung durch die Plutoniumfabrik fort.» So fanden britische Wissenschaftler 1997 in den Zähnen von Jugendlichen aus ganz Grossbritannien und Irland Spuren von Plutonium und Strontium, die sie den Emissionen aus der Wiederaufarbeitungsanlage zurechneten. «Wieviele Beweise braucht die Politik eigentlich noch, um zu erkennen, dass Atomenergie mit ihrer ungelösten Entsorgung unverantwortlich ist? Wer die Umwelt so systematisch verseucht wie die Atommanager, handelt gewissenlos», sagt Gero Luecking. «Die Wiederaufarbeitung auch von deutschem Atommüll in der Skandalanlage muss sofort beendet werden.» Die deutsche Atomindustrie lässt zur Zeit mehr als zehn Prozent ihrer abgebrannten hochradioaktiven Brennelemente in Sellafield aufarbeiten. Bereits Mitte Februar 1998 verhängte das britische Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung in einem Umkreis von 16 Kilometern um die Wiederaufarbeitungsanlage in Sellafield ein Verbot, die dort lebenden Tauben zu essen. Bereits nach dem Verzehr von sechs dieser Vögel sei der jährliche Grenzwert für die Aufnahme von Lebensmitteln beim Menschen erreicht.

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