Gestern ist vermutlich in aller Heimlichkeit ein Brennstoff-Transport aus England im schweizerischen Atomkraftwerk Beznau angekommen. Die Angaben von Polizei und Werksleitung widersprechen sich allerdings. Mit diesen Brennelementen wird die schweizerische Bevölkerung neuen Risiken ausgesetzt: Die Herstellerin der Brennelemente ist die englische Atomanlage Sellafield, die gerade jetzt wegen eines katastrophalen Atomunfalls in den Schlagzeilen ist und wegen eines weltweiten Fälschungsskandals die Produktion dieser Brennelemente zeitweise einstellen musste. Zudem enthalten die Brennelemente Plutonium – der Stoff aus dem Atombomben sind. Greenpeace fordert die Axpo/NOK auf, die Brennelemente sofort nach England zurückzuschicken und die Geschäftsbeziehungen mit Sellafield einzustellen.

Zürich. Bei dem Transport handelt es sich gemäss unseren Recherchen um vier plutoniumhaltige Brennelemente aus der britischen Skandalanlage Sellafield. Gesicherte Informationen waren allerdings nicht zu erhalten. Kein Wunder – der Transport ist aus verschiedenen Gründen nicht gerade gut fürs angeschlagene Image der schweizerischen Atomindustrie, leidet sie doch schon unter dem unfallbedingten, monatelangen Ausfall von Leibstadt:

  • Mit dem Einsatz dieser Brennelemente wird die Schweiz zum Versuchskaninchen in einem gefährlichen Experiment: Es handelt sich um die weltweit erste Lieferung von plutoniumhaltigen Brennelementen aus Sellafield nach dem Skandal von 1999. Damals flog auf, dass Arbeiter von Sellafield Protokolle von Sicherheitsprüfungen gefälscht hatten. Betroffen war auch Beznau: Das schweizerische AKW hatte Elemente mit gefälschten Protokollen in den Reaktor geladen. Eines davon war tatsächlich kaputt. Die Anlage in Sellafield musste dann geschlossen werden und wich einem Neubau. Die erste Lieferung aus der neuen Anlage kommt nun ausgerechnet nach Beznau.
  • Die Produzentin der Brennelemente ist Sellafield. Die Anlage ist zur Zeit in den internationalen Schlagzeilen, weil 83’000 Liter hochradioaktive Säure ausgeflossen sind. Grund: Schlamperei und menschliches Versagen. Der Unfall wird auf der internationalen Skala als «ernsthafter Zwischenfall» beurteilt. Dieses Ereignis ist nur das letzte in einer langen Reihe von Unfällen, Schlampereien und schlechtem Management.
  • Die Brennelemente enthalten Plutonium – der Stoff, aus dem die Atombomben sind. Sie stellen ein erhebliches Risiko dar. Die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) warnt, dass dieses Plutonium von Terroristen missbraucht und mit verheerender Wirkung eingesetzt werden könnte. Auch die Transporte weisen ein erhebliches Sicherheitsrisiko auf. Der IAEA-Generaldirektor El-Baradei sagte letztes Jahr: «Ich wünsche mir, dass der zivile Atomkreislauf komplett frei von waffenfähigem Material ist.»

Greenpeace fordert die Axpo/NOK auf, ihre Geschäfte mit diesem unzuverlässigen Geschäftspartner sofort einzustellen. Die Brennelemente sind zurückzuschicken. Die Axpo/NOK hat kein Recht, die schweizerische Bevölkerung als Versuchskaninchen zu benützen, indem sie Brennelemente von einem unfähigen Hersteller benützt.

Kontakt:

Stefan Füglister, Greenpeace Atomkampagne 079 222 82 59

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