Das heute vorgestellte Gutachten des TüV München im Auftrag des Umwelt-, Verkehrs-, Energie- und Kommunikations-Departementes (UVEK) zu den Kernmantelrissen im AKW Mühleberg hinterlässt nach Auffassung des Vereins Mühleberg unter der Lupe (MuL) mehr Fragen als es beantwortet. Keinesfalls darf aufgrund dieses Gutachtens, das bis heute nicht vollständig eingesehen werden konnte, «Entwarnung» für die Kernmantelrisse in Mühleberg gegeben werden.

Bern. Bereits jetzt kann man jedoch verschiedene Feststellungen machen: Auftragsgemäss untersuchten die TüV-Gutachter die Kernmantelrisse nicht selber, sondern führten lediglich eine Sekundäranalyse der bisherigen Inspektionsdaten und einen alternativen Sicherheitsnachweis durch. Damit bestehen jedoch weiterhin gravierende Kenntnislücken über den tatsächlichen aktuellen Rissumfang. Der Kernmantel wird jährlich zu weniger als 20 Prozent auf Risse untersucht, und es existieren immer noch für die Inspektion unzugängliche Stellen. Positiv ist zu werten, dass erstmals das Problem der vertikalen Kernmantelrisse und der Defekte an den Zugankern ernst genommen wurde, auf welches MuL bereits im vergangenen Sommer hingewiesen hat. Der TüV hat denn auch moniert, dass das Prüfprogramm für die Zuganker verbessert werden müsse. Der lückenhafte Auftrag der Experten lassen den Verein Mühleberg unter der Lupe zum Schluss kommen, dass die Kernmantelrisse in Mühleberg weiterhin nicht umfassend untersucht sind. Alle weiteren bekannten Sicherheitsprobleme dieses Atomkraftwerks sind zudem nicht aktuell abgeklärt. Unter diesen Umständen darf die Erteilung einer unbefristeten Bewilligung für das AKW Mühleberg, wie sie momentan vom Bundesrat geprüft wird, unter keinen Umständen in Betracht gezogen werden. MuL ist deshalb froh, dass die Fragen der Sicherheit und der unbefristeten Bewilligung für das AKW Mühleberg bereits in der März-Session im Grossen Rat des Kantons Bern debattiert werden. Sollten der Regierungsrat und der Grosse Rat des Kantons Bern entgegen dem Volkswillen von 1992 und trotz den Sicherheitsproblemen von Mühleberg die Erteilung einer unbefristeten Betriebsbewilligung befürworten, so erwartet Mühleberg unter der Lupe, dass eine solche Stellungnahme unter allen Umständen dem Berner Volk zur Abstimmung vorgelegt wird. Der Verein Mühleberg unter der Lupe und die von ihm beigezogenen Experten des Öko-Instituts in Darmstadt werden das TüV-Gutachten anlässlich einer Einsichtnahme in das vollständige Gutachten und die zugrundeliegenden Akten der HSK am 27. Februar 1998 weiter prüfen und die Öffentlichkeit über allfällige weitere Erkenntnisse informieren.

Kontakt:
Ueli Müller, Verein Mühleberg unter der Lupe, PF 6307, 3001 Bern