Die Bernischen Kraftwerke BKW wollen einen zusätzlichen Stausee auf dem Grimsel. Jetzt haben sie ihn vor der eigenen Haustür. Seit heute morgen um zehn Uhr sind Greenpeace-AktivistInnen daran, einen See vor dem Eingang zum BKW-Verwaltungsgebäude in Bern aufzustauen. Er soll den ewiggestrigen Planern veranschaulichen, was das grössenwahnsinnige Projekt Grimsel West bedeutet. Greenpeace fordert von den BKW den Verzicht auf dieses Projekt und vom Bundesrat, dass er das Gebiet «Sunnig Aar» definitiv unter Schutz stellt.

Bern. Bei den Bernischen Kraftwerken herrscht noch immer der Glaube, dass der Energieverbrauch ständig weiter wachsen wird. Um diese Verbrauchsspirale weiter nach oben zu drehen, ist den BKW kein Opfer zu gross. Ein besonders eklatantes Beispiel ist das Projekt Grimsel West von den Kraftwerken Oberhasli, einer 50-Prozent-Tochter der BKW. Im Quellgebiet der Aare sollen 700’000 Tonnen Zement in einem Staudamm von 800 Metern Länge und 200 Metern Höhe verbaut werden. Die Folgen für die Umwelt: «Sunnig Aar», eine Moorlandschaft von nationaler Bedeutung, wird vollständig vernichtet und der einzigartige Arvenwald versinkt in den Fluten. Weil Gemsen, Murmeltiere und Schneehasen vertrieben werden, geht für den seltenen Steinadler die Nahrungsquelle und damit der Lebensraum verloren. Die Zunge des Unteraargletschers Ø Wiege der Gletscher- und Eiszeitforschung Ø wird auf einer Länge von drei Kilometern unter Wasser gesetzt. Die Auswirkungen auf die Wasserführung der Aare sind bis nach Bern zu spüren. Dementsprechend lautet die Auffassung der kantonalen Fachstelle zu Grimsel West: nicht umweltverträglich. Lange Zeit schien es, als ob das grössenwahnsinnige Projekt schubladisiert wird Doch jetzt wittern die BKW-Stromer Morgenluft: Im Mühleberg-Ersatzbericht wird Grimsel-West als möglicher Ersatz für den Schrottmeiler vor Berns Toren angepriesen. Das ist reine Augenwischerei, denn Grimsel West erzeugt keinen zusätzlichen Strom für den schweizerischen Bedarf. Lediglich einen lukrativen Stromdeal würde das Projekt ermöglichen: Im Sommer wird billiger ausländischer Kohle- und Atomstrom importiert, um Wasser in den See zu pumpen. Der mit diesem Wasser erzeugte Strom soll dann in Zeiten höheren Bedarfs zu den teureren Wintertarifen im Ausland wieder verhökert werden. Eine kürzlich vorgestellte Studie zeigt, dass mit Grimsel West die CO2-Belastung massiv ansteigen wird. Offenbar ist es den BKW-Betonköpfen nicht klar, welchen Schaden sie mit ihrem Projekt anrichten. Mit dem Stausee vor ihren Büros will Greenpeace ein Umdenken auslösen, das etwa so aussehen könnte: Mit den 3,5 Milliarden Franken, die das Pumpspeicherwerk kosten würde, könnten die BKW ein Programm zur Förderung der rationellen Energieverwendung, zur Umstellung von Elektroheizungen auf Wärmepumpen und zur Installation von Solaranlagen finanzieren. Dies wäre eine höchst wirkungsvolle Investition, welche die einheimische Wirtschaft langfristig ankurbelt und viele neue Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Betrieben schafft Ø ganz im Gegensatz zur geplanten Mammutbaustelle am Grimsel.

Kontakt:
David Stickelberger, Koordinator Energiekampagne 01 / 447 41 41