Auf der Kuppel des Atomkraftwerks Stade bei Hamburg haben 15 Greenpeace-Kletterer heute vormittag einen überdimensionalen, acht Meter langen Abschalthebel installiert. Auf einem acht mal zehn Meter grossen Transparent fordern sie: «Atomausstieg jetzt – Stade abschalten». Seit den achtziger Jahren ist bekannt, dass der Druckbehälter des ältesten Druckwasserreaktors Deutschlands versprödet und eine Gefahr darstellt. Mehrere hundert Tonnen Atommüll wurden von Stade nach La Hague in Frankreich transportiert. Dort wird durch die Wiederaufarbeitung das Meer und die Region radioaktiv verseucht.

Hamburg/Stade. Mit der Protestaktion der insgesamt 80 Aktivisten wird der überfällige Beginn des Atomausstiegs eingefordert. «Diese Technik ist gefährlich, produziert Atommüll und verseucht die Umwelt», sagt Michael Kuehn, Atomexperte bei Greenpeace. «Wir müssen weg davon und wir haben einen Ausstiegsplan dafür.» Greenpeace schlägt ein «Zehn-Punkte-Programm» für den Ausstieg bis zum Jahr 2005 vor. Danach müssen neun Reaktoren noch dieses Jahr vom Netz gehen. Alle weiteren Atommeiler werden nacheinander vom Netz genommen, sobald die sogenannten Abklingbecken für die abgebrannten Brennelemente auf dem Gelände der Atomkraftwerke voll sind. In den Abklingbecken werden die abgebrannten Brennstäbe vor dem Abtransport zwischengelagert. Nach dem Greenpeace-Plan bleibt dieser Atommüll am Standort und wird nicht zur Wiederaufarbeitung quer durch Europa verschoben. Wissenschaftler haben inzwischen mehrfach nachgewiesen, dass die Stromerzeugung ohne Atomkraft problemlos möglich ist. Atommüll-Transporte sind bereits wegen des Skandals um die verstrahlten Castor-Transportbehälter vorübergehend ausgesetzt. Da in Stade im Frühjahr 1999 der jährliche Wechsel der Brennelemente ansteht, die Lagerbecken aber voll sind, muss Stade notgedrungen abgeschaltet werden. «Politik und Atomindustrie müssen endlich einsehen, dass Atomreaktoren in Deutschland aus ökologischen, energiepolitischen und sicherheitstechnischen Gründen aufgegeben werden müssen», sagt Michael Kuehn. «Die nächste Bundesregierung muss endlich eine ökologische und zukunftsorientierte Energieversorgung mit einem hohen Anteil regenerativer Energie auf den Weg bringen.»

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