Das beim Umweltgipfel in Rio 1992 vereinbarte Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung ist keine hohle Zauberformel, sondern Wegweiser für die gleichzeitige Förderung von Beschäftigung und Umweltschutz. Das belegt eine Studie über die Arbeitsplatzeffekte einer nachhaltigen Entwicklung in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die Greenpeace beim Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos AG in Basel in Auftrag gegeben und heute an einer Pressekonferenz in Zürich vorgestellt hat.

Zürich. Die Studie ermittelt erstmalig eine die wirtschaftlichen Sektoren übergreifende Gesamtabschätzung des Arbeitsplatzpotentials nachhaltigen Wirtschaftens. Sie kommt für die Schweiz zu dem Ergebnis, dass das Ziel einer Senkung des Verbrauchs nichterneuerbarer Energie um über 30 Prozent und des Materialverbrauchs um 25 Prozent bis zum Jahr 2020 erreichbar ist. Vergleichsbasis ist jeweils das Jahr 1990. Prognos schätzt auf der Grundlage bereits heute bekannter Produktionsverfahren einen Nettogewinn von mindestens 17’900 Arbeitsplätzen. Bei den Berechnungen wurden staatliche Förderprogramme und Massnahmen wie die Senkung der Lohnnebenkosten ausgeschlossen, dennoch ist die Arbeitsplatzbilanz positiv. «Das Argument, umweltverträgliches Wirtschaften bedrohe Arbeitsplätze, stimmt schlicht nicht», kommentiert Hans Hildbrand von Greenpeace Schweiz. «Selbst bei konservativster Rechnung ist die Tendenz positiv. Das zeigt: Wer auf Nachhaltigkeit setzt, kann in der Beschäftigungspolitik nichts falsch machen.» Anders als in bisherigen Studien untersucht Prognos das Arbeitsplatzpotential nachhaltiger Produktions- und Verfahrenstechniken und vergleicht sie mit einer Entwicklung auf Basis des «Weiter wie bisher». 66 Produkte und Produktlinien werden analysiert, die von besonderer Bedeutung für eine umweltschonende und sparsame Wirtschaftsweise sind und bereits heute wirtschaftlich oder annähernd wirtschaftlich genutzt werden können. Dazu gehören Solar- und Windenergie, umfassende Energiedienstleistungen, Wärmedämmung, verdichtetes Bauen, Car-Sharing, Recycling-Technologien in der Kfz- und Metallproduktion oder die ökologische Landwirtschaft. Diese werden anderen Bereichen gegenübergestellt, bei denen Arbeitsplatzverluste zu erwarten sind. «Die errechneten Beschäftigungseffekte zeigen nur die Untergrenze des Beschäftigungspotentials einer Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit», so Prognos. «Sie können also durchaus als mindestens erreichbar bezeichnet werden.» Die Studie kommt zu dem Schluss, dass mit einer Umstellung in Richtung Nachhaltigkeit ohne wirtschaftliche Einbrüche unmittelbar begonnen werden kann. «Es gibt ausreichend Spielraum für eine ökologische Wende», sagt Hans Hildbrand. «Handlungsspielraum für die Politik ist gegeben, um den Umstieg auf nachhaltigeres Wirtschaften zu erleichtern. Es sind nicht die drohenden Arbeitsplatzverluste, die den notwendigen Veränderungen im Wege stehen, sondern der Strukturkonservatismus altbackener Wirtschaftslobbyisten.»

Kontakt:
Greenpeace Medienabteilung, 01 447 41 11.

Sie können die Studie (350 Seiten) auch online bestellen oder eine Kurzfassung (ca. 20 Seiten) im PDF-Format runterladen.