Greenpeace-Aktivist:innen haben an einem internationalen Investor-Meeting in Zürich gegen den Tiefseebergbau protestiert. Am Treffen warb die kanadische Firma The Metals Company um neue Geldgeber:innen. 

Bei der Rede des CEO Gerard Barron erhoben sich Greenpeace-Aktivist:innen im Saal und konfrontierten The Metals Company und die Investor:innen mit den ökologischen Risiken des Tiefseebergbaus. Parallel hefteten Aktivist:innen Plakate mit dem Schriftzug «Stop Deep Sea Mining» an die Fenster des Konferenzsaals. Beteiligt an The Metals Company sind unter anderem der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore und die Firma Allseas mit Sitz in Châtel-Saint-Denis, Kanton Freiburg.

Hände weg von zerstörerischen Investitionen

«Die Tiefsee ist einer der grössten Lebensräume und eines der letzten kaum berührten Ökosysteme. Die kommerzielle Ausbeutung würde ihre Artenvielfalt zerstören. Zudem birgt sie die Gefahr, dass in Sedimenten gespeicherter, klimaschädlicher Kohlenstoff freigesetzt wird. Banken und andere Investoren müssen sich von Unternehmen trennen, deren Geschäfte mit einer nachhaltigen Zukunft unvereinbar sind», sagt Iris Menn, Meeresbiologin und Geschäftsleiterin von Greenpeace Schweiz.

Während sich die Investoren in Zürich versammeln, treffen sich die Regierungen im Rahmen der Internationalen Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority, ISA) (1) in Jamaika. Sie verhandeln über den sogenannten «Mining Code» – Vorschriften und Verfahren für die Erkundung und den Abbau von Rohstoffen auf dem internationalen Meeresboden. 

Den Raubbau stoppen, bevor er beginnt

Um die Delegierten der ISA unter Druck zu setzen und den Beginn des Tiefseebergbaus zu beschleunigen, hat sich die kanadische Firma The Metals Company mit dem Präsidenten der Pazifikinsel Nauru zusammengetan und im Jahr 2021 die «Zwei-Jahres-Regel» ausgelöst. Das ist eine obskure und umstrittene Gesetzeslücke, die Regierungen dazu bringen soll, den kommerziellen Tiefseebergbau noch in diesem Jahr zu ermöglichen.

Am vergangenen Montag warfen Diplomaten dem Leiter der ISA, Michael Lodge, Parteilichkeit vor, er mache sich für den Start des kommerziellen Tiefseebergbaus stark.

«Die Behauptungen der Diplomaten überraschen nicht. Michel Lodge steht Berichten zufolge in engem Kontakt mit Vertretern der Industrie. Er war sogar in einem der Werbevideos von Barrons Unternehmen zu sehen», sagt Arlo Hemphill, Greenpeace US Oceans Campaigner auf der ISA-Tagung in Jamaika.

​​«Wir müssen den Raubbau stoppen, bevor er startet», sagt Iris Menn. «Frankreich und Deutschland haben sich den Ländern (2) angeschlossen, die zumindest ein Moratorium fordern. Jetzt müssen auch andere Länder in der ISA mitziehen, inklusive der Schweiz. Wir brauchen keine Rohstoffe aus der Tiefsee. Kreislaufwirtschaft, nachhaltiges Produktdesign, Recht auf Reparatur und effiziente Materialkreisläufe sind die Lösung.»

Vereint gegen Tiefseebergbau

Der internationale Widerstand gegen den Tiefseebergbau ist vielfältig: Unternehmen wie BMW, Volvo, Google und Samsung, haben sich verpflichtet, keine im Meer abgebauten Mineralien zu verwenden. Über 700 Wissenschaftler:innen aus 44 Ländern haben einen Aufruf zum Stopp des Tiefseebergbaus unterzeichnet. Und Analysten der Londoner Beratungsfirma Watson, Farley & Williams, sind überzeugt, dass es sich als schwierig oder sogar unmöglich erweisen könnte, Investitionen in den Tiefseebergbau zu rechtfertigen.


Anmerkungen

  1. Die Internationale Seebodenbehörde (International Seabed Authority, ISA) ist eine Uno-Organisation. Sie zählt 168 Mitglieder, darunter die Schweiz und die EU. Die ISA ist zuständig für die Vergabe von Lizenzen. Bisher hat sie nur sogenannte Erkundungslizenzen vergeben, 19 für Manganknollen, 7 für Massivsulfide und 4 für Mangankrusten. Das Material aus der Tiefsee enthält unter anderem Kupfer, Nickel und Kobalt. Diese Metalle finden sich zum Beispiel in Smartphones, Computern und Elektroauto-Batterien.
  2. Länder, die derzeit ein Moratorium fordern: Aotearoa/Neuseeland, Chile, Costa Rica, Deutschland, Ecuador, Fidschi-Inseln, Föderierte Staaten von Mikronesien, Frankreich, Palau, Panama, Samoa und Spanien.

Kontakt

Iris Menn, Meeresbiologin, Geschäftsleiterin Greenpeace Schweiz, 079 886 75 92, [email protected]
Roland Gysin, Mediensprecher Greenpeace Schweiz, 044 447 41 17, [email protected]